Kranenburg Erinnerungen an die Westfront

KRANENBURG/BERG EN DAL · Ein Wanderweg zwischen Zyfflich, Wyler Meer und der Thornschen Mühle soll bald an die Zerstörung des Grenzgebietes im Zweiten Weltkrieg erinnern. Infotafeln mit historischen Bildern und Audiomaterial sind geplant.

 Eine historische Aufnahme der Überflutung in  Kranenburg, nachdem die deutsche Wehrmacht Deiche gesprengt hatte.

Eine historische Aufnahme der Überflutung in  Kranenburg, nachdem die deutsche Wehrmacht Deiche gesprengt hatte.

Foto: Geschichtsverein

Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte der Thornschen Mühle mindestens zurück. Im niederländischen Dorf Persingen zwischen Kranenburg und Nimwegen gelegen, überdauert die Mühle jahrhundertelang Stürme, Überschwemmungen, Wirtschaftskrisen und Kriege. Auch 1940, als ein Novembersturm schwere Schäden anrichtet, scheuen die Niederländer keine Mühen zur Restaurierung des historischen Bauwerks. Ein Jahr später, im November 1941, drehen sich die Segel wieder.

Gut 60 Jahre später begann ein niederländischer Verein, den Wiederaufbau der Mühle voranzutreiben. Mithilfe von Fördergeldern konnte die neue Mühle 2016 eröffnet werden. Dort wird wieder gemahlen, aber auch Besichtigungen und Gastronomie werden angeboten. „Ein beliebter Ausflugsort ist entstanden“, sagt Henny Driessen, Vorsitzender des Vereins „Stichting Thornsche Molen“.

Doch Driessen und seine Vorstandskollegen wollen auch die Vergangenheit nicht vergessen. Insbesondere Tod, Leid und Zerstörung, die der Zweite Weltkrieg in die Düffel brachte. Deswegen plant der Verein in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Zyfflich einen Geschichtswanderweg zwischen den Ortschaften. 6,5 Kilometer soll der Rundweg lang sein, als Start- und Eckpunkte mit großen Infotafeln sind die Thornsche Mühle, die Ortschaft Zyfflich und das Wyler Meer vorgesehen. 15 kleinere Infotafeln sollen entlang des Geschichtswanderweges aufgestellt werden. Geplant sind Informationstexte in deutscher und niederländischer Sprache, Fotografien, sowie ergänzendes Audiomaterial per „QR-Code“, welcher sich mit dem Handy einscannen lässt.

„Wir wollen mit diesem Projekt den Fokus auf die Zeit zum Ende des Krieges und die Zeit danach legen“, sagt Gertrud Kersten, die in Mühlenverein und Geschichtsverein zugleich aktiv ist. „Im Fokus soll der normale Mensch mit seiner Familie, Nachbarn und Freunden stehen. Die meisten Menschen kamen aus der Evakuierung zurück und standen vor dem Nichts. Weder Häuser noch Infrastruktur waren vorhanden, allenfalls Ruinen und Todesspuren beherrschten das heimatliche Bild“, so Kersten weiter.

Viel Material haben die Projektbeteiligten in den vergangenen zwei Jahren bereits zusammengetragen: Fotografien, die alliierte Fallschirmjäger bei Wyler zeigen, die zerbombte Zyfflicher Kirche, das überschwemmte Kranenburg oder ein Kind aus der Nachbarschaft, das nach der Rückkehr aus der Evakuierung mit einer Handgranate spielt.

Zeitzeugen und Menschen, die zum Beispiel altes Textmaterial oder Fotomaterial besitzen, lädt der Mühlenverein ein, sich zu melden. Für die Realisierung des Projektes hoffen die ehrenamtlichen Beteiligten zudem auf Fördergelder, die bald beantragt werden sollen. Im Frühjahr 2020 soll der Geschichtswanderweg zwischen Thornscher Mühle, Zyfflich und Wyler Meer dann unter dem Motto „75 Jahre Freiheit“ eröffnet werden.

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