Kleve Genießen auf dem Lande

Kleve · Im Kreis Kleve wächst die Zahl der Bauerncafés. In NRW gibt es mittlerweile schon mehr als 200 – und ein Drittel der besten stehen am Niederrhein. Sie sind mit dem Qualitätsmerkmal "Goldene Kaffeetasse" ausgezeichnet.

Im Kreis Kleve wächst die Zahl der Bauerncafés. In NRW gibt es mittlerweile schon mehr als 200 — und ein Drittel der besten stehen am Niederrhein. Sie sind mit dem Qualitätsmerkmal "Goldene Kaffeetasse" ausgezeichnet.

Als seine Frau ihm ihre Idee präsentierte, schlug Franz-Josef Pellander die Hände über dem Kopf zusammen. "Ein Bauernhofcafé? Du bist doch verrückt", entfuhr es dem Landwirt. Wer heute den idyllischen Garten samt umgebautem Stall in Kevelaer-Winnekendonk betritt, sieht, dass Maria Pellander ihren Mann eines Besseren belehrt hat. Im Café "Binnenheide" sind an einem sonnigen Nachmittag — wenige Tage vor den Herbstferien — kaum freie Plätze zu finden. Aus der Umgebung, aber auch aus dem Ruhrgebiet und Sauerland kommen die Gäste, um bis zu 15 Kuchensorten zu kosten. "Manche kommen zweimal pro Woche, um unseren Pflaumenkuchen zu essen", erzählt der 58-jährige Franz-Josef Pellander.

Idee boomt

Die Idee, in gemütlicher Atmosphäre Selbstgebackenes anzubieten, boomt. In Zeiten unsicherer Erträge durch traditionelle Landwirtschaft setzen immer mehr Landwirte auf Kaffeetafeln und Biergarten statt Ackerbau und Viehhaltung. Mittlerweile gibt es in NRW mehr als 200 Bauernhof-Cafés. Ein Drittel der besten stehen am Niederrhein: Landwirtschaftskammer, Tourismusverbände sowie Hotel- und Gaststättenverband haben elf von insgesamt 30 geprüften Cafés mit dem Qualitätsmerkmal "Goldene Kaffeetasse" ausgezeichnet — darunter auch die "Binnenheide", deren Inhaber das Konzept mitentwickelt haben. "Wir waren eines der ersten Cafés in der Region. Die Nachfrage ist stark gewachsen, und das Angebot an guten Cafés auch", sagt Maria Pellander, die sich besonders über ihren Marketing-Preis freut.

Kuchenhunger und Kaffeedurst sollten etwa die Besucher des "Drostenhofs" von Familie Stevens in Rees-Haldern mitbringen. Der Cafébesitzer vereint in Tortenträumen wie "Gregors Lieblingskuchen", was ihm schmeckt: Erdbeeren, Nüsse, Sahnecreme und Schokoraspeln. Vor allem kleine Gäste sind begeistert von der Umgebung, in der sich die Tortenträume genießen lassen. Rund um das Bauernhofcafé grast Damwild, es sind putzige Rehkitze zu bestaunen. Seit zehn Jahren führt Irmgard Stevens auf dem Hof eine kleine Pension, 2006 kam das Café hinzu. Was das Besondere an ihrem Café ist? "Viele Landwirte bauen ihre Scheunen zu Cafés um. Wir servieren als einzige in der Region im Wohnhaus, in ,Omas bester Kamer‘.

Auch im "Haus Vossegatt" in Kleve-Keeken steht der Chef persönlich am Herd. Seit elf Jahren führt Klaus Beckmann das Bauernhofcafé in Grenznähe. Gelernt hat er etwas ganz anderes: Der 44-Jährige war Manager eines großen Unternehmens in Köln. Doch als Ende der 90er Jahre der Deich bei Keeken gepflastert wurde und den Weg freimachte für Radtouristen, zögerte er nicht lange. Beckmann kündigte und übernahm das Café seiner Eltern. "Das war eine Riesenchance." Bekannt ist Haus Vossegatt vor allem für seine Pfannekuchen, weiß auch die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve — in der Region auch mit der Tourismusförderung betraut. Bekannt sei das Haus vor allem für eine sportliche Besonderheit: Bauerngolf. "Nach dem Essen geht es mit dem Golfschläger über Wiesen und Weiden", erklärt Beckmann. Verdient habe er als Manager sicherlich mehr. "Aber im Café steckt mein Herzblut."

(RP)
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