Arenacum Rindern feiert Minas Rückkehr

Kleve-Rindern · Das Portraitgemälde von Wilhelmina Noster hängt ab Sonntag im Heimatmuseum Arenacum.

 Der Hintergrund erzeugt einen Kontrast zu Wilhelminas hellem Gesicht. Ab Sonntag hängt das Gemälde im Heimatmuseum Arenacum.

Der Hintergrund erzeugt einen Kontrast zu Wilhelminas hellem Gesicht. Ab Sonntag hängt das Gemälde im Heimatmuseum Arenacum.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Es ist eine bemerkenswerte Geschichte, die Universitäts-Professor Frank Mehring und Roland Verheyen als Protagonisten des Rinderner Heimatvereins Arenacum ab Sonntag in Szene setzen: die Rückkehr der Mina in ihre Heimat. Gemeint ist ein Gemälde von A.W. Heymann, das Wilhelmina Noster in Glanzfigur, sitzend mit einem weißen Gebetsbuch und Diamanten-Kreuz im Jahr 1887 zeigt. Noster, die am 19. Oktober 1906 verstarb, galt in Rindern über Jahrzehnte hinweg als engagierte Christin, die sich selbstlos um bedürftige Kinder in der Düffel kümmerte. Den Anstoß für die Aufarbeitung der Geschichte der Mina legte Frank Mehring, der Kulturwissenschaften an der Radboud-Universität in Nimwegen lehrt. „Ich habe 2017 mit meiner Familie die Villa Mina bezogen. Da war es auch mein Anspruch, mich mit der Geschichte des Hauses und der Mina zu beschäftigen“, sagt er.

Gesagt, getan: So setzte sich Mehring mit dem Schriftzug über dem Haus, das 1892 fertiggestellt wurde, auseinander: „Marient-Stift“. Jahrzehntelang nämlich diente die Villa an der Mars-Camulus-Straße, dem früheren Kirchweg, als Altenheim. Zudem prangerten darunter die Initialen TN – die erste Spur für Mehring. Diese nämlich standen für den mittlerweile verstorbenen Erbauer des Hauses, Theodor Noster. „Doch die Nosters sind in Rindern und am Niederrhein ausgestorben, daher war das eine Sackgasse“, sagt Mehring im Gespräch mit unserer Redaktion.  Bevor Noster das Haus errichtete, lebte er allerdings auf dem Ebert-Franken-Hof in Wardhausen. In dem 213-Seelendorf recherchierte Mehring weiter. Mit dem heutigen Eigentümer des Bauernhofes, einem erfahrenen Heimatkundler, folgte Mehring dem Weg der Mina weiter. So fand er heraus: Der Name der Villa spielt auf die ältere Schwester von Theodor Noster an. Die Geburtsurkunde vom 12. September 1828 nennt sie offiziell Wilhelmina Theodor Noster. So war die Namensfrage geklärt.

Noch weitaus komplexer aber war die Recherche rund um das Gemälde der Wilhelmina. „Es ist ein imposantes, und dennoch sehr konventionelles Portrait in Öl“, sagt der Professor. Auch über die Persönlichkeit der Dame brachte Mehring Erstaunliches zu Lichte: So soll sich Wilhelmina Noster in besonderem Maße für den Kindergarten in Rindern und die Kinder des Dorfes eingesetzt haben. Zudem organisierte sie regelmäßig für die Willibrord Kirche das Fest der unschuldigen Kinder. In ihrer Todesanzeige heißt es: „Ihr christlicher Lebenswandel, insbesondere ihre große Freigiebigkeit zu kirchlichen und wohltätigen Zwecken gewährt die trostreiche Zuversicht, dass sie ein gnädiges Gericht gefunden haben werde.“ So wurde Noster in den Jahrzehnten nach ihrem Tod in der Düffel als Symbol für Nächstenliebe gehuldigt. „Der Volksmund sprach daher von der Villa Mina. Das ist natürlich auch ein humorvolles Wortspiel um den Namen Wilhelmina“, sagt Verheyen. Nach dem Tod der Mina aber, so hat Mehring herausgefunden, soll das Gemälde 1920 als Mitgift in das benachbarte Dorf Huisberden gebracht worden sein.

Das Bild, eingefasst von einem schweren, vergoldeten Rahmen, hing seit Jahrzehnten im Wohnzimmer der Familie Hollands – bis im Frühjahr 2017 auf dem Hof ein mächtiger Knall ertönt. „Der Strick, an dem der Holzrahmen befestigt war, riss. Mit einem Schlag fiel das Gemälde zu Boden, Wilhelmina befreite sich förmlich von Strick und Fessel“, sagt Mehring. So wanderte das Bild der „Tante aus Rindern“ in eine Abstellkammer. Mehring erfuhr davon und schmiedete einen Plan: Nur wenige Monate nach dem 125-jährigen Geburtstag der Villa sollte das Gemälde zurück in die Heimat kehren. Am Sonntag ist es so weit, dann kann das Werk im Forum Arenacum besichtigt werden.

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