Gegen den Landestrend Zahl gestorbener Säuglinge im Kreis ist gestiegen

Kreis Kleve · Landesweit sind die Zahlen gesunken, anders im Kreis Kleve. Ein Gesundheits-Experte warnt aber davor, die Zahlen überzuinterpretieren. Was sind die häufigsten Ursachen bei Todesfällen von Säuglingen?

 Todesfälle unter Säuglingen können verschiedene Ursachen haben (Symbolfoto).

Todesfälle unter Säuglingen können verschiedene Ursachen haben (Symbolfoto).

Foto: dpa/Soeren Stache

(RP) Im Jahr 2020 sind im Kreis Kleve 16 Säuglinge im ersten Lebensjahr gestorben, im Jahr zuvor waren es dagegen nur elf. Das geht aus Zahlen von IT.NRW hervor, auf die die Krankenkasse IKK classic nun aufmerksam gemacht hat. Im Gegensatz zum Kreis Kleve ist die Zahl der gestorbenen Säuglinge im NRW-Landesschnitt gesunken. Waren es 2019 noch 630, kamen im vergangenen Jahr 576 zu Tode.

„Natürlich ist jeder Fall tragisch, allerdings sollte man die Steigerung im Kreis Kleve nicht überinterpretieren. Denn insgesamt sinkt die Säuglingssterblichkeit im Kreis tendenziell. Starben im Jahr 2010 beispielsweise noch 8,2 von 1000 Lebendgeborenen, so waren es 2020 nur noch 5,7“, sagt Michael Lobscheid von der IKK classic.

Gründe für die Säuglingssterblichkeit kann es mehrere geben: Frühgeburten sind eine wichtige Ursache, sie treten besonders häufig bei Mehrlingsschwangerschaften auf. Auch angeborene Fehlbildungen können zum Tod in den ersten Lebenstagen führen. Dazu gehören beispielsweise Herzfehler oder die spina bifida, auch offener Rücken genannt. „Die häufigste Todesursache bei den Säuglingen ist allerdings der plötzliche Kindstod, wobei die meisten Todesfälle zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat eintreten. Der Tod tritt fast immer während des Schlafs ein“, sagt Michael Lobscheid. „Warum dies geschieht, konnte die Wissenschaft bis heute nicht endgültig klären. Glücklicherweise folgen immer mehr Eltern den wissenschaftlichen Empfehlungen zur Vermeidung möglicher Risikofaktoren, wodurch die Zahl der Todesfälle deutlich gesunken ist.“ Starben Anfang der 90er Jahre in Deutschland jährlich noch rund 1300 Babys am plötzlichen Kindstod, so seien es heute nur noch rund 150.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rät zur Vermeidung des plötzlichen Kindstods, dass Babys immer in Rückenlage in einem Schlafsack und in ihrem eigenen Bett mit fester Unterlage schlafen sollten. Das Bett steht dabei idealerweise im Elternschlafzimmer. Zudem sollten die Eltern auf unnötige Utensilien im Kinderbett verzichten, die den Kopf des Säuglings bedecken könnten, beispielsweise Kissen oder Stofftiere. Generell lässt sich ein plötzlicher Kindstod außerdem eher vermeiden, wenn Eltern auf eine rauchfreie, gut temperierte Umgebung für das Kind achten.

(lukra)
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