Gedenkveranstaltung Soldaten wandern für den Frieden

Kleve · Wanderer zogen am Samstag durch den Klever Reichswald, um an das Ende des deutsch-französischen Krieges vor 150 Jahren zu erinnern. Darunter waren zahlreiche Soldaten. An drei Orten legten sie Kränze nieder.

 Auch am Kupfernen Knopf in Kleve legten die Wanderer einen Kranz für die Gefallenen des Krieges nieder.

Auch am Kupfernen Knopf in Kleve legten die Wanderer einen Kranz für die Gefallenen des Krieges nieder.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Allzu lange dauerte der deutsch-französische Krieg nicht, von 1870 bis 1871 wurde zwischen Elbe, Loire und Seine gekämpft. Doch der Schaden war immens. 190.000 Soldaten hatten ihr Leben gelassen, hinzu kamen tausende Verwundete. Das Verhältnis der Nachbarstaaten war nachhaltig zerstört. An die Wirren der Schlachten und die Klever Toten erinnert bis heute eine Gedenktafel am Kupfernen Knopf. Am 24. November 1871 erlag das letzte Opfer aus der Schwanenstadt den Kriegsstrapazen. Als Vertreter der Stadt Kleve legte der Ratsherr Josef Kanders mit einer Kameradin aus Frankreich am Samstag vor Ort einen Kranz nieder.

„150 Jahre ist der deutsch-französische Krieg nun her. Da kam uns vor einigen Monaten der Gedanke, dieses Datum für eine besondere Wanderung zu nutzen“, sagt Professor Frank Reininghaus, Stabsoffizier der Marine und Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg. Der Mann aus Norddeutschland initiierte zusammen mit dem Klever Soldaten Thomas Osterkamp am Samstag eine Wanderung mit über 50 Teilnehmern durch den Reichswald. Die meisten der Wanderer im Alter von zwölf bis 76 Jahren waren Soldaten der Bundeswehr, doch auch Sportler aus Belgien, den Niederlanden und der Schweiz waren mit von der Partie.

Knapp 26 Kilometer hatten sie sich vorgenommen, die wichtigsten Stationen waren neben dem Kupfernen Knopf die Ehrenfriedhöfe in Materborn und Donsbrüggen. Dort legte die Gruppe weitere Kränze nieder. Der europäische Kontinent habe Jahrhunderte und unzählige blutige Kriege benötigt, um den Wert des Friedens für sich zu entdecken, erinnerte einer der Redner die Soldaten vor einer Schweigeminute. Nun leben die Völker in Mitteleuropa bereits 76 Jahre in Eintracht, Spannungen seien aktuell kaum in Sicht. Doch diese Erkenntnis ist längst nicht überall in der Welt angekommen. Das wissen die Uniformierten mit Blick auf Einsätze in Afghanistan oder Mali nur allzu gut.

Start der Strecke war die Jugendherberge am Bresserberg. Das übergeordnete Ziel: Die Erinnerung an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges sowie der beiden Weltkriege wachhalten. Organisiert wurde die geführte Rundwanderung vom „Freundeskreis Nimwegendelegation“. Viele der Teilnehmer sind seit vielen Jahren in enger Freundschaft verbunden. Man hält zusammen. Auch, aber nicht nur bei Wanderungen. Die offizielle Delegation der Bundeswehr nimmt alljährlich an der Vierdaagse in Nimwegen teil. Es ist eine der ältesten Traditionen der deutschen Streitkräfte. Der Marsch wird seit der ersten Austragung im Jahre 1909 von Menschen in Uniform geprägt. „Es sind bei uns Leute dabei, die haben die Vierdaagse in Nimwegen schon mehr als 25 Mal gelaufen. Außerdem haben viele schon an Wandermarathons teilgenommen. Man trifft sich im ganzen Land, uns verbindet die Leidenschaft des Wanderns und der Bewegung an der frischen Luft“, sagt Thomas Osterkamp.

 In den vergangenen Jahren fiel die Großveranstaltung in der niederländischen Studentenstadt coronabedingt aus. Doch die Gruppe blieb aktiv. Schließlich liegt Wandern in Pandemie-Zeiten ganz besonders im Trend. „Die Atmosphäre dieser Gruppe ist einfach ganz besonders. Es verbindet Menschen, ein gemeinsames Ziel zu haben. Hier hilft jeder dem anderen, wenn er Probleme oder keine Kräfte mehr hat. Niemand wird hier zurückgelassen“, sagt Frank Reininghaus.

Ähnlich blickt auch Manuela Manegold auf den Sport. „Beim Wandern bin ich einfach im Tunnel. Ich kann mich voll aufs Laufen konzentrieren und alles andere ausblenden. Dann ist es auch völlig egal, dass der ganze Körper wehtut – es geht immer weiter“, sagt die Frau aus Essen. Da sie viel Zeit im Home-Office verbringt, seien lange Wanderungen der ideale Ausgleich. Die Sportlerin sammelt leidenschaftlich gerne Stempel als Auszeichnung. Ganze Bücher hat sie voll mit Erinnerungen an sportliche Herausforderungen. „Sie sind mein Heiligtum“, so Manegold. Auch Thomas Osterkamp und Frank Reininghaus hatten es sich nicht nehmen lassen, den Teilnehmern zum Abschluss einen Stempel auszustellen, dazu eine Urkunde und auf Wunsch eine Medaille. So konnte der Lauf für das Internationale Volkssportabzeichen (IVV) gewertet werden, bei dem die Wanderfreudigen nach 500, 1000 oder weiteren „runden“ Kilometerleistungen eine Urkunde oder Abzeichen erhalten können.

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