Kleve Gedenktafeln in der Klever City verkommen

Kleve · Stadtarchivar Bert Thissen und Stadtführerin Wiltrud Schnütgen halten Situation für "nicht tragbar".

 Beschädigte Platte am Heideberg.

Beschädigte Platte am Heideberg.

Foto: Gottfried Evers

Die meisten sichtbaren Zeichen der mittelalterlichen Stadtbefestigung in Kleve sind längst verschwunden. Umso wichtiger, dass Hinweise auf das historische Erbe der Stadt verweisen — beispielsweise die in den Boden eingelassenen Steintafeln, die auf die ehemaligen Klever Stadttore hindeuten.

Bisher zumindest, denn mittlerweile sind die Tafeln zusehends in einem schlechten Zustand. "Da ist anscheinend lange nicht mehr nach geschaut worden", sagt Kleves Stadtarchivar Bert Thissen. Die Platten, die auf das Hagsche Tor und das Heideberger Tor hinweisen sollten, sind mittlerweile zerbrochen, jüngst ist der Hinweis auf das Mitteltor in der Fußgängerzone verschwunden — die Lücke mit Teer aufgefüllt worden. Direkt nebenan wird die Modekette H&M erweitert, dafür eingesetzt werden unzählige Lkw und ein 48 Meter hoher Kran. "Das Schild wird wohl durch die Bauarbeiten zerstört worden sein", sagt Stadtführerin Wiltrud Schnütgen, der die Zerstörung bei ihrer jüngsten Führung aufgefallen war. Für sie, genauso wie für den Stadtarchivar, ist die Situation so nicht weiter tragbar.

"Entweder entfernt man die Tafeln komplett und ersetzt sie durch etwas Neues, oder man richtet sie wieder her", fordert Thissen. "So sieht das schlicht heruntergekommen aus und ist nicht schön." Gerade, dass mit dem Heideberger Tor und dem Mitteltor zwei der drei ältesten Stadttore betroffen sind, ärgert Wiltrud Schnütgen. "Bei dem Mitteltor kann man anhand besonders verlegter Steine das Fundament des ehemaligen Stadttores deutlich machen. Das nötige Hinweisschild muss dort unbedingt wieder hin, da gibt es kein Vorbeikommen", sagt sie.

In Kleve gab es zu Beginn der Stadtbefestigung im 13./14. Jahrhundert drei Stadttore: Mitteltor, Kavariner Tor und Heideberger Tor. Dazu kamen im Lauf der Geschichte noch Hagsches Tor, Wassertor und Brücktor. Im 17. Jahrhundert entstand das Nassauer Tor. "Das Nassauer Tor war ein Durchbruch durch die Stadtmauer in einer Zeit der Entfestigung", sagt Bert Thissen.

Falls die Platten in ganz Kleve entfernt werden sollten, hätte der Archivar eine Idee für den Ersatz. Die farbigen Tafeln, die die Kisters-Stiftung vor Jahren als historische Information in der Stadt aufgestellt hat, könnten Vorbild für mögliche Alternativen sein.

Von der Stadt war gestern keine Stellungnahme zu den beschädigten Gedenkplatten zu erhalten.

(RP)
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