Kleve Gedenkstätte in neuem Glanz

Kleve · Die Nordkapelle in der Stiftskirche wurde überarbeitet: Grabstein von Karl Leisner der Mittelpunkt

 Die neu gestaltete Nordkapelle in der Klever Stiftskirche.

Die neu gestaltete Nordkapelle in der Klever Stiftskirche.

Foto: Evers

Die Nordkapelle in der Klever Stiftskirche wurde neu gestaltet. Der schlichte weiße Raum mit einem Taufstein aus der Kirche nach dem Krieg, der heute als Weihwasserbecken dient, wird von drei unterschiedlichen Mahnmalen beherrscht. Zunächst weist ein schwarzer Stein mit hebräischen Schriftzügen auf die Juden in Kleve hin. 1932 lebten in der Schwanenstadt etwa 200 Juden, 1945 gab es keine jüdischen Mitbürger mehr in Kleve. In der Mitte steht ein Grabstein des Seligen Karl Leisner.

Er wurde von Bildhauer Josef Kleinschmidt (1890 bis 1983) geschaffen. Den Grabstein schmückt das Motiv eines Primizbildes des Märtyrers, die gefesselten Hände erheben den Kelch und dazu die Inschrift "Karl Leisner, geboren 1915, gestorben 1945". Bereits im Zusammenhang mit der Gestaltung der am 13. Juli 1974 eingeweihten Märtyrer-Gedenkstätte in der Stiftskirche in Kleve fand der Grabstein dort seinen Platz. Eine dritte Steinplatte trägt folgende Inschrift: "Stadt Kleve 1939 - 1945 - Gefallene 879 und Ziviltote 647. Propst Jakob Küppers, gestorben am 7. Oktober 1944, Wilhelm Frede, gestorben am 13. März 1942 im KZ Sachsenhausen, Johannes Maria Verweyen, gestorben am 21. März 1945 im KZ Bergen-Belsen."

Über diesen drei Gedenktafeln befinden sich fünf Fotos in der neu gestalteten Nordkapelle, die Leni Valk, Titus Brandsma, Karl Leisner, Johannes Maria Verweyen und Wilhelm Frede zeigen. Magdalena (Leni) Valk wurde am 28. September 1933 in Goch geboren. Mit ihrer Mutter erlebte sie am 9. November 1938 die Pogromnacht. Leni flüchtete vor dem NS-Regime nach Leeuwarden. Am 15. Mai 1943 musste sie, zusammen mit ihren Verwandten, ins niederländische Lager Westerbroek, um von dort ins Lager Sobibor in Polen gebracht zu werden. Unschuldig wurde sie als Neunjährige mit tausend anderen in diesem Vernichtungslager am 21. Mai 1943 ermordet.

Titus Brandsma wurde am 23. Februar 1881 bei Bolsward geboren. Er war ein niederländisch-friesischer promovierter Philosoph, römisch-katholischer Theologe und Karmelit, der im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Niederlanden aktiv war. Er starb am 26. Juli 1942 im KZ Dachau und wurde 1985 von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer selig gesprochen. Karl Leisner wurde am 28. Februar 1915 in Rees geboren, wuchs in Kleve auf und empfing in der Stiftskirche 1925 die Erstkommunion und 1927 die Firmung. 1940 kam er in das KZ Dachau, wo er am 17. Dezember 1944 die Priesterweihe empfing. Am 26. Dezember 1944 war in der Lagerkapelle des KZ Dachau die Primiz. Er starb am 12. August 1945 an den Folgen der KZ-Haft in Planegg und wurde 1996 durch Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Johannes Maria Verweyen wurde am 11. Mai 1883 in Bedburg-Hau-Till geboren. Professor Verweyen war zeitweise ein Anhänger der Freimaurerei, des Monismus und war Theosoph. Er kehrte 1936 in die römisch-katholische Kirche zurück. Im Mai 1942 wurde er, ohne je verhört worden zu sein, in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Dann kam er in das KZ Bergen-Belsen, wo er am 21. März 1945 an Fleckfieber verstarb. Wilhelm Frede wurde am 29. Juni 1875 in Meiderich geboren und war ein deutscher Diplomat in Diensten des niederländischen Konsulats in Kleve.

Am 31. Oktober 1941 wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen, und am 3. November wurde er in Kleve inhaftiert. Nach Vernehmungen durch die Gestapo, in denen insbesondere Fredes religiös begründete Weigerung zu einem Beitritt zur NSDAP und seine Hilfe für den Juden Bernhard Gonsenheimer während der Novemberpogrome thematisiert wurden, wurde er 1942 ins KZ Sachsenhausen gebracht, wo er am 14. Februar inhaftiert wurde. Bereits am 13. März 1942 verstarb Frede als Opfer des Nationalsozialismus qualvoll im KZ Sachsenhausen.

(stw)
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