Gedenken an Karl Leisner Gottvertrauen in der Hölle auf Erden

XANTEN/KLEVE · Vor 75 Jahren wurde Karl Leisner im Konzentrationslager Dachau zum Priester geweiht. Bei einem Pontifikalamt im Dom wurde sein mutiges Bekenntnis gefeiert.

 Karl Leisner erhielt 1944 im Konzentrationslager Dachau die Priesterweihe. 1996 wurde er dafür seliggesprochen.

Karl Leisner erhielt 1944 im Konzentrationslager Dachau die Priesterweihe. 1996 wurde er dafür seliggesprochen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Man vergegenwärtige sich, was damals geschah – im Konzentrationslager (KZ) Dachau am 17. Dezember 1944, am Gaudete-Sonntag: Der französische Häftling Bischof Gabriel Piguet weiht den Häftling Karl Leisner im Block 26 zum Priester – inmitten einer von Hochspannungszäunen und Wachtürmen gesicherten Welt des Hasses, der Menschenverachtung und der Gottlosigkeit. Das Gedächtnis dieses kirchengeschichtlich einmaligen Ereignisses vor 75 Jahren wurde mit einem Pontifikalamt im Xantener Dom, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, und einer Feststunde in der Marienschule begangen.

Am Altar über der Krypta mit dem Grab des Seligen Karl Leisner standen die Weihbischöfe Rupert Graf zu Stolberg, Rolf Lohmann und Wilfried Theising, ferner weitere fünf Priester und ein Diakon. Dazu wohnten dem festlichen Hochamt Priester in Chorkleidung, zahlreiche Ministranten, die Verwandten des Seligen, Mitglieder des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK) und die Schützen vom Niederrhein bei.

 Unter anderem drei Weihbischöfe und ein Generalvikar aus Frankreich zelebrierten das Pontifikalamt im Dom.

Unter anderem drei Weihbischöfe und ein Generalvikar aus Frankreich zelebrierten das Pontifikalamt im Dom.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, der als Hauptzelebrant die Predigt hielt und die Grüße von Reinhard Kardinal Marx überbrachte, sprach von einer Brücke der Verbundenheit zwischen Münster, Xanten und München. Großen Anteil an der festlichen Gestaltung des Gottesdienstes hatte der Cäcilienchor Wyler und Groesbeek unter der Leitung von Theo Giesbers, an der Orgel Gerard Rutjes. Tief ergreifend war die Komposition „Der Weg der Märtyrer“ von Marco Frisina mit Trommelbegleitung. Zu Beginn der Predigt griff Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg die Schilderung von Pater Otto Pies, dem geistlichen Begleiter des schwerkranken Karl Leisners im KZ Dachau auf, indem er über die ergreifende Priesterweihe des Diakons berichtete. Die geheime Weihe 1944 durch den französischen Bischof Gabriel Piguet machte die Anwesenheit des Generalvikars Pater Bernard Lochet in Vertretung des erkrankten Nachfolgebischofs von Clermont-Ferrand deutlich. Das KZ Dachau sei vermutlich das größte Priestergefängnis in der Geschichte des Christentums gewesen. 2720 Geistliche seien während der Nazi-Herrschaft dort inhaftiert gewesen.

„Die Weihe des todkranken jungen Mannes war ein abenteuerliches Unterfangen, hochriskant und lebensgefährlich für alle“, sagte der Weihbischof. Man sei dankbar für dieses mutige Glaubens- und Lebenszeugnis, vor allem als Vorbild für die Jugend.

Der Bischof ging auch auf das innere Ringen Karl Leisners, Familiengründung oder Priestersein, ein. Schließlich sei er bereit gewesen, alles für Christus zu geben. Die Priesterweihe zeige, dass es sich lohne, auf Christus zu vertrauen. Die innere Freiheit des Märtyrers fasziniere bis heute. Bei der Eucharistiefeier wurde ein kleiner Kelch aus dem KZ gebraucht.

Nach dem Gebet am Grab des Seligen in der Krypta des Domes folgte in der Marienschule ein eindrucksvoller Festakt. Dabei übernahmen nach der Begrüßung durch den Präsidenten des IKLK, Kreisdechant Propst Johannes Mecking, die Schülerinnen nicht nur die Moderation und die musikalische Umrahmung, sondern stellten auch die Biografien des christlich motivierten Widerstandes, dazu Exponate aus dem Religions- und Kunstunterricht und einen neuen Flyer vor. Die Einführung dazu gab Schulleiter Michael Lemkens. Grußworte sprachen die Weihbischöfe Rupert Graf zu Stolberg, der Karl Leisner als Visionär eines christlichen Europas hervorhob und Weihbischof Rolf Lohmann, der den Seligen vom Niederrhein einen wichtigen Zeugen des Glaubens und ein Vorbild für die Jugend nannte.

Generalvikar Bernard Lochet überbrachte die Grüße aus Clermont-Ferrand. Darüber hinaus wies Prälat Helmut Moll auf das Martyrologium des 20. Jahrhunderts hin, in dem auch Karl Leisner verzeichnet ist. Schließlich gab es einen Hinweis auf eine neue Novene um die Fürsprache des Seligen Karl Leisner, die von der Vizepräsidentin des IKLK, Monika-Kaiser-Haas, geschrieben wurde.

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