Kreis Kleve Gastwirte blicken gespannt auf Koalition

Kreis Kleve · Beim Dehoga-Neujahrsempfang bei Ter Kelling in Goch wurde deutlich, dass sich die Gastronomen viel von der Politik erwarten. Von der Hygiene-Ampel bis zur Maut – viele Neuerungen sehen die Wirte und Hoteliers kritisch.

 Beim Empfang (v.l.): Christel Schiffer (Dehoga), Kartoffelkönigin Stefanie Külkens, Blumenmädchen Sandra Hommes, Heideprinzessin Julia Janßen, Henning Thomas Graf von Schwerin (Dehoga) und Spargelprinzessin Birgit Janßen.

Beim Empfang (v.l.): Christel Schiffer (Dehoga), Kartoffelkönigin Stefanie Külkens, Blumenmädchen Sandra Hommes, Heideprinzessin Julia Janßen, Henning Thomas Graf von Schwerin (Dehoga) und Spargelprinzessin Birgit Janßen.

Foto: Evers

Beim Dehoga-Neujahrsempfang bei Ter Kelling in Goch wurde deutlich, dass sich die Gastronomen viel von der Politik erwarten. Von der Hygiene-Ampel bis zur Maut — viele Neuerungen sehen die Wirte und Hoteliers kritisch.

Einen "königlichen" Neujahrsempfang richtete der Hotel- und Gaststätten-Verband (Dehoga) im Restaurant Ter Kelling in Goch-Kessel aus. Gleich fünf Majestäten aus der Region nahmen am Empfang teil. Die Walbecker Spargelprinzessin Birgit Janßen hielt ebenso eine "Audienz" ab wie die Rheinische Kartoffelkönigin Stefanie Külkens und die Lüllinger Heideprinzessin Julia Janßen. Auch das Straelener Blumenmädchen Sandra Hommes sowie das Gocher Prinzenpaar Manfred und Angelina machten den Gastronomen ihre Aufwartung.

Zwei Stunden, bevor am Abend das bunte Unterhaltungsprogramm begann, startete der Polit-Talk. Dabei mussten die Veranstalter improvisieren, denn 15 Minuten vor der Veranstaltung hatte der CDU-Politiker Ronald Pofalla, der derzeit wegen eines möglichen Wechsels in den Vorstand der Bahn im Rampenlicht steht, abgesagt. Er hätte neben Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der prominenteste Gast des Politik-Talks sein sollen. Für die Gastronomen kam es doppelt schlimm: Auch Hendricks hatte ihr Kommen zum Neujahrsempfang abgesagt.

Weil die Vertreter der Bundespolitik fehlten, diskutierten die Gastronomen eben allein mit Landespolitikern wie Günther Bergmann (CDU) und Margret Voßeler (CDU), den Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen und Landrat Wolfgang Spreen über die für sie wichtigen Themen. An erste Stelle stand dabei das so genannte Hygienebarometer. Die Einführung der "Hygiene-Ampel" wird vom Dehoga massiv kritisiert. Mit diesem Instrument will die Politik ein Bewertungssystem für gastronomische Betriebe etablieren. Die Farben Grün, Gelb und Rot sollen den Verbraucher darüber informieren, wie es um die Hygiene in kontrollierten Betrieben bestellt ist.

Der Dehoga hält die pauschale Veröffentlichung von Lebensmittelkontrollergebnissen auf den Internetseiten der Verbraucherzentrale NRW für rechtswidrig. "Aus unserer Sicht fehlt eine passende Rechtsgrundlage. Ohne Rechtsgrundlage, keine Veröffentlichung", sagte Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein. Sein Verband setze stattdessen auf Vorsorge. So forderte Kolaric eine Überarbeitung des Gaststättengesetzes und die Einführung eines "Hygieneführerscheins". Bislang ist es so, dass alleine Gastronomen, die Alkohol ausschenken, einen Sachkundenachweis im Umgang mit Lebensmitteln erbringen müssen. "Das muss man auf alle Selbstständigen, ebenso auf Krankenhäuser- und Kantinenbedienstete ausdehnen", forderte der Geschäftsführer. Margret Voßeler lud die Dehoga-Vertreter nach Düsseldorf ein, um im Landtag Debatten zu dem Thema beizuwohnen.

Weiter ging es um die geplante Pkw-Maut, die nach Ansicht des Dehoga negative Auswirkungen auf den Tourismus auch im Kreis Kleve bringen könne. "Die Niederländer beispielsweise werden sich zweimal überlegen, ob sie einen Tagesausflug in die Region übernehmen, wenn die Maut kommt", betonte Kolaric. Das Freizeit- und Messezentrum Wunderland in Kalkar könne vom Rückgang niederländischer Besucher durch Einführung der Maut besonders betroffen sein. Der Dehoga plädiert dafür, die Maut nicht nur in Deutschland nicht einzuführen, sondern europaweit abzuschaffen.

Die Mehrwertsteuer ist nach wie vor eine der Top-Themen für Hoteliers und Gastronomen. Der Dehoga fordert die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf Übernachtungen, außerdem die Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für alle Speisen, unabhängig vom Ort des Verzehrs und der Art der Zubereitung.

Schließlich ging es beim Polit-Talk um Minijobs und Aushilfen. Aktuell diskutierte Vorschläge reichten von einer Abschaffung der geringfügigen Nebenbeschäftigung über die Begrenzung der Höchststundenzahl bis zur völligen Abschaffung der Minijobs, berichtete Kolaric. "Wir Gastronomen sind auf Aushilfen angewiesen. Und die Minijobs haben sich bewährt", sagte Kolaric.

(RP)
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