Kleve Fußball-Märchen und Albtraum

Kleve · Es waren einmal zwei traditionsreiche Fußballklubs namens SC 1863 und VfB Lohengrin 03, die Jahr für Jahr meistens im Mittelfeld der Landesliga vor wenigen hundert Fans kickten und sich nach besseren Zeiten sehnten. Und so dachten sie über den Fußball-Bund fürs Leben nach. Nachdem die geplante Hochzeit gleich zweimal kurz vor dem Ja-Wort noch gescheitert war, glückte der dritte Anlauf - der 1. FC Kleve 63/03 betrat im Jahr 2000 die Fußball-Bühne und hatte Großes vor. Nach zu erwartenden Anlaufschwierigkeiten gelang im zweiten Jahr der Sprung in die Verbandsliga, direkt danach sogar der Durchmarsch in die Oberliga, wo die Rot-Blauen sich fünf Jahre wacker schlugen. Der 18. Mai 2008 markierte im Nachhinein wohl den Wendepunkt. Vor 4200 Zuschauern erreichte der ambitionierte Klub durch einen 1:0-Erfolg im letzten Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen II den Aufstieg in die Regionalliga. Nun ging es zum Lauterer Betzenweg und an den Mainzer Bruchweg - die hiesigen Fußball-Fans konnten ihr Glück kaum fassen, aber sowohl finanziell als auch sportlich nahm das Unheil seinen Lauf. Die völlig unsinnigen DFB-Auflagen verursachten immense Kosten, aus der Bresserberg-Kampfbahn wurde die schmucke Volksbank-Arena mit 1000 Sitzplätzen, die freilich bis heute eine Baustelle geblieben ist. Die Kosten für die Mannschaft - mittlerweile fast alles Profis - explodierten, irgendwann stand auch noch die Steuerfahndung auf der Matte und die Stadt Kleve forderte zu guter Letzt die 650000 Euro Zuschuss für den Stadionbau zurück - das absehbare Ende des Fußball-Märchens hatte sich irgendwie schon nach dem Abstieg aus der Regionalliga schleichend angekündigt. Die als Sanierer angetretene Rettungscrew griff zwar nach jedem sich bietenden Strohhalm, doch seit dem gestrigen Gang zum Amtsgericht steht fest: vergebens!

Für ein Jahrzehnt war der Fußball in der Kreisstadt aus dem Dornröschenschlaf erwacht und mobilisierte Sponsoren und Fans in nie gekannter Zahl. Letztlich wuchsen die Bäume aber nicht in den Himmel, auf breiter Front wurden reichlich Fehler gemacht, die zum monatelangen Albtraum führten. Was im Jahr 2000 kaum denkbar schien, ist jetzt Realität. Kleve ist tiefste Fußball-Provinz und der SV Hönnepel/Niedermörmter die Nummer 1 im Fußballkreis Kleve-Geldern. Da bebt der Acker! Helmut Vehreschild

(RP)
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