Kleve Fürs Leben gelernt

Kleve · Hannah Berendt, Julia Kasten, Sara Roeloffs und Nadine Abelius absolvieren bei der Lebenshilfe ein Berufsvorbereitendes Soziales Jahr. Die 20-Jährigen haben dabei auch viel über sich selbst gelernt.

 Hannah Berendt, Julia Kasten, Sara Roeloffs und Nadine Abelius haben viel fürs Leben gelernt.

Hannah Berendt, Julia Kasten, Sara Roeloffs und Nadine Abelius haben viel fürs Leben gelernt.

Foto: Stade

Was für Hanna Behrendt früher selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr. "Laufen, selbstständig essen zu können, Ausflüge unternehmen – die normalsten Dinge können für Behinderte eine Herausforderung bedeuten, manchmal sogar unmöglich sein", sagt die 20-Jährige. Seit August 2010 absolviert sie bei der Lebenshilfe gGmbH in Kleve ein Berufsbegleitendes Soziales Jahr (BSJ).

Die Orientierung

Das BSJ ist ein Orientierungsjahr zwischen Schule, Ausbildung und Beruf und wurde vor sieben Jahren von der Lebenshilfe ins Leben gerufen. Es soll die Möglichkeit bieten, Erfahrungen im Berufsalltag zu sammeln und sich praxisbezogen auf Beruf, Ausbildung oder Studium in einem sozialen Bereich vorzubereiten.

Hanna Behrendt, Nadine Abelius und Julia Kasten leisten Betreuungsarbeit in zwei Wohnhäusern der Lebenshilfe. Der Tagesablauf beginnt um 6 Uhr. Dann werden die Bewohner geweckt und bei der Körperpflege begleitet. Je nach Unterstützungsbedarf erhalten sie dabei Hilfestellungen von den Betreuern. Nach dem Frühstück bringen sie die Bewohner zu den Bussen, die sie zu ihrem Arbeitsplatz in der Werkstatt für behinderte Menschen fahren.

Der Spätdienst beginnt um 16 Uhr. Man setzt sich zusammen, um gemeinsam etwas zu trinken, Kuchen zu essen und vom Tag zu erzählen. Auch sportliche Aktivitäten werden zusammen mit den Betreuern ausgeführt: Schwimmen, Fußball spielen, spazieren gehen. Um 22 Uhr übernimmt dann der Nachtdienst.

Gerade in der Anfangszeit war Hannah Berendt von der Offenheit und dem tollen Empfang, der ihr bereitet wurde, positiv überrascht. Julia Kasten findet vor allem die Dankbarkeit und Zufriedenheit der behinderten Menschen erstaunlich. "Kleinigkeiten reichen bereits aus, für die man das Doppelte an Dankbarkeit zurück bekommt", sagt die 20-Jährige.

Sara Roeloffs verbringt ihr FBJ in der Heilpädagogischen Kindertagesstätte "Lebensgarten" in Uedem. "Von den Kindern bekommt man direkte Rückmeldung. Man merkt ganz schnell, ob man etwas richtig oder falsch gemacht hat. Das ist toll", betont die 20-Jährige. Die Zeit im Lebensgarten habe ihr sehr viel gebracht, berichtet Roeloffs. Sie reagiere jetzt viel entspannter auf Stresssituationen. Und vor allem habe sie viel Selbstbewusstsein gewonnen. "Man wird, anders als in der Schule, nicht auf Noten reduziert", sagt Roeloffs.

Nach ihrem BSJ streben Julia Kasten und Nadine Abelius eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin an. Hannah Berendt will Sonderpädagogik studieren und Sara Roeloffs Sozialpädagogik. Von ihrem Berufsvorbereitenden Sozialen Jahr wollen die Vier keinen Tag missen. Es hat ihren Blick aufs Leben verändert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort