Schlosspark Moyland Den Sinnen auf der Spur

Bedburg-Hau-Moyland · Welche Farben leuchten im Wald, wie nah sind die Geräusche, die wir hören und wie fühlt sich der Boden unter den Füßen an? Unterwegs auf einer etwas anderen Tour durch den Moyländer Schlosspark.

 Die kleinen Entdecker und ihre Eltern ziehen gemeinsam mit Lioba Stein (r.) vom Museum Schloss Moyland durch den Schlosspark. Mit dabei: Ihre Taschenlampen. Die sollen helfen, sich auf die schönen Motive im Park zu fokussieren.

Die kleinen Entdecker und ihre Eltern ziehen gemeinsam mit Lioba Stein (r.) vom Museum Schloss Moyland durch den Schlosspark. Mit dabei: Ihre Taschenlampen. Die sollen helfen, sich auf die schönen Motive im Park zu fokussieren.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Lichtverhältnisse hatten sie bei der Planung nicht so ganz einkalkuliert, gesteht Lioba Stein. Um 17 Uhr war es am Schloss Moyland noch nicht dunkel genug, um mit Taschenlampen durch die Parkanlage zu ziehen. Also doch keine Nachtwanderung. Das war aber gar nicht schlimm: Denn so ganz ohne Taschenlampen ging es am frühen Mittwochabend doch nicht. Die Wildnis- und Erlebnispädagogin hatte kurzerhand ein Programm für die Besucher organisiert, das alle Sinne ansprechen und zu einem Perspektivwechsel anregen sollte.

Um gerade jüngeren Besuchern Museum und Park näher zu bringen, lässt man sich am Schloss Moyland etwas einfallen. Wie zum Beispiel eben jene Taschenlampenführungen, frei nach dem Hollywood-Film „Nachts im Museum“ mit Ben Stiller. Die Exponate in Moyland werden zwar nachts nicht lebendig wie in der Vorlage, trotzdem haben entfalten sie eine magische Wirkung. Eine ganz neue Wirkung entfaltete am Mittwoch auch der Schlosswald für Kinder und Eltern.

Die Führung durch die Parkanlage beginnt am Kassenhäuschen vor dem Schloss. Dort im Kreis versammeln sich sechs Kinder und vier Erwachsene voller Tatendrang, neue Ecken des Parks zu erkunden. Nach einem kurzen Fußmarsch zur ersten Station fragt die Pädagogin, welche Sinne die Kinder denn so kennen. Die sechsjährige Romy kann nach nur kurzem Überlegen alle fünf Sinne aufzählen: Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Tasten. „Oft achten wir gar nicht auf die Sinne im einzelnen“, sagt Stein. In einer Übung lädt sie alle Teilnehmer dazu ein, die Augen zu schließen und ganz konzentriert den Boden unter ihren Füßen zu fühlen, zu hören, wie der Wind durch die Blätter saust.

Tiefer im Wald geht es dann darum, die Farben aufzunehmen, die die Blätter so hergeben. Laub in den verschiedensten Farben, Stöckchen und Steine liegen da nebeneinander platziert und zeigen die Farbenpracht des Moyländer Waldes. „Die Natur ist voll mit vielen bunten Farben. Man kann zu jeder Jahreszeit raus und eine Schatzsuche machen“, sagt Stein. Um den Wald nun aus anderen Winkeln zu beobachten, geht es hoch hinauf ins neue Baumhaus im Park vom Schloss Moyland, über viele Stufen und eine wackelige Hängebrücke dann direkt zur Seilbahn, auf der die Kinder der Reihe nach durch den Buchenwald flitzen.

Lioba Stein leitet auch noch die Abenteuerführung durch den Schlosspark. Davon findet auch viel in den Herbstferien statt. Sie komme nicht aus dem Fachbereich der Kunst. „Deshalb habe ich überlegt, eine kleine Wanderung zur Wahrnehmung und zu den Sinnen zu machen. So können die Leute den Park nochmal aus einer ganz anderen Sichtweise erleben.“

Der siebenjährige David hat am Montag schon an einer anderen Führung im Schlosspark teilgenommen, das sagt zumindest seine Mutter Gosea Gajowski. „Für viele Aktionen des Museums sind die Kinder noch zu jung, aber an solchen Aktivitäten nehmen wir gerne teil. Da können die Kinder mal die Gegend erkunden, in der sie aufwachsen.“ Unterwegs entdecken sie noch einige Nutrias, bieberähnliche Nager, die sich im Schlosspark ganz schön wohl fühlen.

An der letzten Station dürfen die Besucher dann Fotos machen. Aber nicht etwa mit ihrer Kamera, sondern mit ihren Augen und ihrem Kopf. Dabei sollen jeweils Pärchen durch den Park ziehen, einer davon mit geschlossenen Augen, der andere sucht ein Motiv. Hier kommen dann auch die Taschenlampen zum Einsatz. Wenn ein schönes Motiv entdeckt wurde, darf der mit den verschlossenen Augen seine Augen wieder öffnen und sieht mit Hilfe des Lichts der Taschenlampe das „Foto“. Nach etwa fünf Sekunden werden die Augen wieder geschlossen und es geht zum nächsten schönen Ort. Das Foto-Machen hat den Kleinen sehr viel Spaß bereitet, findet auch die achtjährige Shalin. Ihr Lieblingsmotiv waren die großen Pilze. Ihr Vater Bernd Pruys hatte auch Spaß: „Ich bin echt überrascht, wie man sich die Bilder einprägt, solang man sich nur drauf Fokussiert.“ Auch Romy hat das Foto-machen am meisten Freude bereitet. Ihre Mutter Beate Uhlenbruck sagt: „Wir waren vorher eine Stunde hier im Park, das war auch ganz gut. Jetzt haben wir ihn in zwei verschiedenen Perspektiven gesehen.“

Lioba Stein ist zufrieden mit ihrer Runde und ermutigt, die Dinge von nun an etwas anders zu betrachten: „Kunst wirkt immer so groß und mächtig. Aber mit einem Fokus und einer besonderen Wahrnehmung können wir die ganz anders beobachten.“

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