Kleve/Kalkar Früheste Obstbaumblüte seit Jahren

Kleve/Kalkar · Apfel- und Kirschbäume blühen im Kleverland etwa vier Wochen früher als im Vorjahr – und das besonders prächtig. Ob dies auch besonders hohe Ernte-Erträge zur Folge haben wird, ist ungewiss. Noch gibt es viele Risiken.

 Andreas Braschos inmitten blühender Kirschbäume auf dem Gilderstückschen Hof in Kleve-Rindern.

Andreas Braschos inmitten blühender Kirschbäume auf dem Gilderstückschen Hof in Kleve-Rindern.

Foto: Gottfried Evers

Apfel- und Kirschbäume blühen im Kleverland etwa vier Wochen früher als im Vorjahr — und das besonders prächtig. Ob dies auch besonders hohe Ernte-Erträge zur Folge haben wird, ist ungewiss. Noch gibt es viele Risiken.

Die Obstbäume auf der Plantage von Annette Raadts in Kalkar-Wissel und auf dem Gilderstückschen Hof in Kleve-Rindern stehen derzeit in voller Blüte. Die Kirschbäume sind voller weißer Blütenblätter, auch an den Apfelbäumen haben sich schon zahlreiche Knospen geöffnet. Bei den Birnen, Pflaumen und Aprikosen ist der Höhepunkt der Blütezeit sogar bereits überschritten. Die Erdbeeren sind kurz davor zu blühen. Und das alles schon vor Mitte April — so früh wie seit Jahren nicht mehr.

"Alle Obstarten blühen in diesem Frühling drei, vier Wochen früher als im Vorjahr", berichten Annette Raadts (45), Obstbaumeisterin aus Wissel, und Andreas Braschos (54) vom Gilderstückschen Hof in Rindern. In Wissel baut Annette Raadts auf zwei Hektar Erdbeeren an. Hinzukommen 21 000 Apfel- und 1000 Birnbäume. Auf dem Gilderstückschen Hof stehen 1400 Apfel-, 1200 Kirsch- und 400 Aprikosenbäume.

Ursache für den Frühstart der Natur ist zum einen der milde Winter, aber auch das relativ warme, teilweise sonnige Wetter der vergangenen Tage. Wenn sich das Wetter einigermaßen hält, dann rechnen die Obstbauern auch mit einer entsprechend früheren Ernte der Früchte.

Ob die Ernte aber auch gut wird, der Ertrag hoch, das wollen die Fachleute noch nicht vorhersagen. Noch gebe es zu viele Risiken, die den Bäumen und Früchten schaden könnten. Derzeit fürchten Annette Raadts und Andreas Braschos vor allem Nachtfröste, die sowohl die Blüten, aber auch junge Früchte vernichten könnten. Sowohl auf den Plantagen in Wissel als auch in Rindern gibt es Frostschutzberegnungsanlagen, die bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt dafür sorgen, dass die zarten Blüten mit einem vor noch größerer Kälte schützendem Eisfilm überzogen und damit gleichsam isoliert werden. In diesem Frühjahr musste Annette Raadts die Berieselung aber erst in einer Nacht aktivieren — ansonsten blieb es mild genug. Auch für die nächsten zwei Wochen rechnet die Wisselerin nicht mit Frösten.

Dennoch behalten die Obstanbauer den Wetterbericht stets im Auge. Und sie verlassen sich nicht allein auf die Meteorologen. In ihren zwei Hektar großen Erdbeer-Anbaufläche hat Annette Raadts beispielsweise Sender, die ihr eine SMS aufs Handy senden, wenn die Temperatur der Luft sich dem Gefrierpunkt nähert. Und sollte sie nicht darauf reagieren, wird die Nachricht an einen ihrer Mitarbeiter weitergeleitet. Zudem pflegt Annette Raadts den Kontakt zu anderen Obstanbauern in der Region — auch zum Gilderstückschen Hof in Rindern. "Wenn es kritisch wird, rufen wir uns gegenseitig an", sagte die 45-Jährige. Schließlich ginge es, wenn Fröste überraschend auftreten würden, für die Betriebe "um Alles".

Auch was die Befruchtung der Obstblüten betrifft, verlassen sich Annette Raadts und Andreas Braschos nicht allein auf die Kräfte der Natur. Damit möglichst viele der in diesem Frühling besonders zahlreichen Blüten bestäubt werden, hat eine Imkerin auf dem Gilderstückschen Hof die Körbe ihrer Bienenvölker aufgestellt. Zudem sind dort etwa 3000 Hummeln unterwegs. Die Tiere hat Andreas Braschos bei einem Züchter bestellt. "Hummeln haben gegenüber den Honigbienen mehrere Vorteile: Sie fliegen schneller, weiter und sind schon ab zehn Grad Celsius aktiv. Bienen werden erst bei zwölf oder 14 Grad richtig munter", berichtet der 54-Jährige. Auch Annette Raadts "beschäftigt" Bienen und Hummeln.

Mag der milde Winter und das schöne Frühjahr scheinbar für die Obstanbauer einige Vorteile bringen, so bleiben sie dennoch vorsichtig optimistisch. So könne auch noch — gerade wegen der milden Witterung — eine Schädlingsplage drohen, meint Andreas Braschos. Man müsse abwarten, wie viele Schädlinge, die in normalen Winter nicht überleben würden, diesmal die "kalte" Jahreszeit überstanden hätten. Der Rinderner bleibt dennoch gelassen und sagt: "In den nächsten Wochen werden wir noch viele Antworten auf jetzt noch offene Fragen bekommen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort