Kleve Frauencafé hilft "Ankommen" in Kleve

Kleve · Das Haus der Begegnung "Beth Hamifgash" ist bislang Vision. Doch Kulturen zueinander bringen will auch das Frauencafé, das im "Kalle" entstanden ist. Studentinnen betreuen die Kinder der Migrantinnen. Auch Kleiderausgabe.

 Sie kommen meist aus Afrika und dem Nahen Osten: Flüchtlinge, die mit ihren Kindern in Kleve heimisch werden wollen.

Sie kommen meist aus Afrika und dem Nahen Osten: Flüchtlinge, die mit ihren Kindern in Kleve heimisch werden wollen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Claudia Röhlen hat nach dem Abitur ein Jahr in Israel verbracht und dort mit Behinderten gearbeitet. Sich sozial zu engagieren ist der jungen Frau, die inzwischen an der Klever Hochschule Gender and Diversity studiert, ein Bedürfnis geworden. Deshalb hat sie, als sie davon hörte, dass beim "Haus der Begegnung" ein Frauen-Café entsteht, ihre Mitarbeit angeboten. Gestern betreuten nun sie und Kommilitonin Loubna Doudouh erstmals die kleinen Kinder der Flüchtlings-Frauen, die sich vorerst im Klever "Kalle" treffen. Denn das "Haus Mifgash" gibt es bekanntlich noch nicht - es muss noch reichlich gespendet werden.

Kein Grund, mit der praktischen Arbeit nicht schon mal anzufangen. Maria Schneider-Bleß hat die Frauengruppe ins Leben gerufen. Sie weiß, dass das Angebot ankommt: "Die Frauen freuen sich auf dieses wöchentliche Treffen, trinken Kaffee, unterhalten sich, nehmen sich etwas Kleidung mit." Im Keller liegen nämlich - gut sortiert - Textilien für Frauen und Kinder. Gut erhaltene Kleidung wird immer benötigt, denn es sind viele Menschen, die freitags ins "Kalle" kommen. "30 sind es immer, und es werden immer mehr", stellt Maria Schneider-Bleß fest. Mit Englisch und Französisch gelingt es ihr, sich mit den meisten Frauen zu verständigen. Wo das nicht reicht, hilft Roqia Qazizada aus Afghanistan, selbst (anerkannte) Asylantin und vielsprachig. "Ich übersetze, wenn ich gebraucht werde. Ich spreche Dari, Persisch, Türkisch, Englisch und Deutsch. Arabisch und Kurdisch verstehe ich zumindest."

Die 23-jährige Roqia ist beileibe nicht die einzige gebildete Frau unter den Flüchtlingen. Mehrere Lehrerinnen sind darunter, eine ist Rechtsanwältin. In der Heimat studierte Roqia Jura und hofft, dass sie das irgendwann in Deutschland fortsetzen kann. "Es wird ein langer Weg, und ich brauche Geduld", weiß sie. "Erst einmal lerne ich jetzt sehr intensiv Deutsch."

Dass es ohne gute Sprachkenntnisse nicht geht, wenn sie in Deutschland richtig ankommen wollen, haben viele der Frauen schon begriffen. Egal, ob sie früher gute Schulen besucht oder eine Ausbildung haben: Sie nutzen meist gerne die Sprachkurse, die ihnen angeboten werden. Und sind froh darüber, dass sie im Frauencafé Kontakte knüpfen können. "Zuhause ist nichts zu tun. Mein Mann hat noch keine Arbeit, wir sprechen Persisch. Lernen kann ich nur, wenn ich rausgehe", weiß Azica. Sie ist froh darüber, dass beim Frauencafé ihre Kinder betreut werden. So kann sie auch einfach mal eine Runde Billard spielen oder mit den anderen Besucherinnen plaudern.

Die Wohnsituationen der Frauen sind sehr unterschiedlich: Die mit Kindern haben meist Wohnungen, diejenigen, die allein nach Deutschland kamen, müssen sich meist mit einem Platz im Flüchtlingsheim abfinden. Das fällt zum Beispiel Amra, einer jungen Informatikerin aus der Mongolei, sehr schwer. Aber sie ist froh, in Deutschland zu sein. Und hofft, dass sie bleiben kann.

(RP)
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