Kranenburg-Frasselt Frasselter kam mit Globus zu Weltruhm

Kranenburg-Frasselt · Alphons J. van der Grinten arbeitete in Chicago auch als Ingenieur und baute an der Hudson- sowie Brooklyn-Brücke mit.

 Alphons van der Grinten neben einem von ihm entworfenen großen Globus

Alphons van der Grinten neben einem von ihm entworfenen großen Globus

Foto: nn

Der Name van der Grinten wird heutzutage wohl primär mit der Beuys-Sammlung in Schloss Moyland assoziiert. Dabei haben neben den Brüdern Hans und Franz-Josef auch schon andere diesen Familiennamen weithin bekannt gemacht. Wohl erst im 17. Jahrhundert ist diese Sippe aus dem Raum Roermond an den Niederrhein gekommen. Dort gab es um 1300 einen Bürgermeister mit diesem Namen, dessen Bekanntheitsgrad sich besonders durch die Mühlendynastie der van der Grintens steigerte. Schließlich waren sie als Müller zeitweise vielerorts tätig - so in Kalkar, Grieth, Zevenaar Wyler, Zyfflich, Nütterden, Rindern, Plasmolen, zweifach in Groesbeek und Kranenburg sowie auf dem Frasselter Berg.

Dort kam 1852 als fünftest Kind des Müllers und Bäckers Lambert van der Grinten und seiner Frau Maria Everdine geb. van Krügten Alphons zur Welt. Noch am gleichen Tag wurde der Knabe in der alten Frasselter Kirche (Neubau 1862) getauft. Die Unterschriften auf seinem Gaesdoncker Reifezeugnis werden angeführt vom Klassenlehrer Dr. Hermann Dingelstad, von 1889 bis 1911 Bischof von Münster.

In mühevoller Arbeit hat Dr. Siegmund Schulz, Professor für Geowissenschaften an der seit 2009 nach dem Klever C. F. W. Beuth benannten Berliner Hochschule für Technik, an vielen Stellen hüben wie drüben für ein Lebensbild dieses so erfolgreichen Emigranten recherchiert. Das findet man in "Mosaik" Heft 2/2014 der Familienkundlichen Vereinigung Kleve. Die Fotos erhielt Günter Voldenberg von dessen Urenkel. Wie viel Semester Alphons van der Grinten studiert hat und ob er außer in Aachen (1874-76) und Karlsruhe noch anderswo an einem Polytechnikum immatrikuliert war, lässt sich kaum noch klären. Doch war Aachen - dort schrieb er sich für das Ingenieur-Studium ein - wohl nicht sein erster Studienort; denn da belegt er sofort Höhere Mathematik II, Praktische Geometrie I, Formenlehre II, Ornamentik II, Entwerfen einfacher Gebäude und Wasserbau. Im zweiten Studienjahr trägt er sich für elf Fächer ein. In Karlsruhe hört der spätere Konstrukteur und Bauexperte teils geachtete Kapazitäten. Ort und Datum seiner Abschlussprüfungen sind ebenso wenig bekannt wie das Jahr seiner Ausreise oder die Gründe dafür. Im Dunkeln liegen seine ersten dortigen Tätigkeiten.

Eingebürgert wird er in Chicago am 23. Mai 1887. Zwei Jahre später findet sich ein erster Hinweis auf seine berufliche Arbeit als "draftsman", Bezeichung für (technischen) Zeichner wie Konstrukteur. Er dürfte als Ingenieur gearbeitet haben, auch beim Bau der Hudson- und der Brooklyn-Brücke. Ohne Angabe von eventuellen Nebenbeschäftigungen gibt es konkrete Hinweise über eine hauptberufliche Tätigkeit als Kartograf bei der Firma Rand McNally & Company, die in den USA in diesem Bereich mit einer breiten Produktpalette zum Marktführer wurde. Das Unternehmen "Rand McNally" wird auch im Kontext zu van der Grintens Tod genannt. Sein Sterbetag jährt sich am Sonntag, dem Apostelfest Peter- und Paul, zum 93. Mal.

Alphons van der Grintens Leistung bleiben seine Weltkartenprojektionen, die bis heute noch die Kartografie beeinflussen. Will man die Erde oder Flächenkarten zweidimensional darstellen, kommt es wegen der Höhen und Tiefen zu Verzerrungen. Diese minimierte van der Grinten, indem er für die bis dahin parallel gezeichneten Breitengrade die Bögen entsprechend krümmte. Dadurch ließen sich die Vermessungen präziser übertragen. Für seine Weltkartenprojektion erhielt der Deutschamerikaner vom Frasselter Berg am 2. Februar 1904 das Patent. Prof. Dr. Schulz schließt mit dem Wunsch an die Gemeinde Kranenburg, anlässlich des vor 110 Jahren gewährten Patents eine Straße oder einen öffentlichen Platz nach Alphons van der Grinten zu benennen.

(RP)
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