Blick zurück „Zu dem Menschen gemacht, der ich bin”

Kleve-Materborn · Frank Hengstermann war zu Besuch im SOS-Kinderdorf in Kleve-Materborn. Hier ist der 48-Jährige in den 70er Jahren aufgewachsen. Heute ist der promovierte Mediziner Sanitätsstabsoffizier bei der Bundeswehrverwaltung.

 Einrichtungsleiter Peter Schönrock  empfängt Holger und Frank Hengstermann beim Besuch in Materborn (v.l.).

Einrichtungsleiter Peter Schönrock  empfängt Holger und Frank Hengstermann beim Besuch in Materborn (v.l.).

Foto: privat/SOS Kinderndorf

Es sind diese Momente, die zeigen, wie wichtig und prägend unsere Kindheit ist. Wenn Frank Hengstermann das Wort „Mama” voller Zuneigung ausspricht, redet ein erwachsener, promovierter Mediziner über eine Zeit, die lange her ist und doch so präsent.

Heute ist er 48 Jahre alt, seit Kurzem verheiratet mit seinem Mann Holger. Gemeinsam haben sie ein Haus in der Eifel gebaut. Beide arbeiten bei der Bundeswehr. Frank als Sanitätsstabsoffizier in der Verwaltung, Holger als Hauptfeldwebel im Personalwesen. Sie sind glücklich, mitten im Leben stehend.

Im Dezember 1970, da war Frank Hengstermann ein halbes Jahr alt. Sein Nachname ein anderer. Seine Eltern wollten sich nicht um ihn kümmern. Er brauchte dringend ein neues Zuhause und das wurde für ihn an der Kuhstraße in Kleve-Materborn im SOS-Kinderdorf gefunden. „Ich wollte nie Kontakt zu meinen leiblichen Eltern. Ich war so klein damals. Meine Mama, das war meine Kinderdorfmutter Dorothea Hengstermann für mich. Ich habe sie nie als Mutter in Frage gestellt. Und sie hat mich, hat uns alle bedingungslos geliebt. Sie hat mich großgezogen, sie hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin“, erzählt Frank Hengstermann jetzt bei einem Besuch im SOS-Kinderdorf Niederrhein.

Seine Kinderdorfmutter, die ihn später auch adoptierte, ist vor elf Jahren gestorben. Die enge Bindung zu ihr ist noch heute in jedem Wort zu spüren, wenn Frank Hengstermann über sie und seine Kindheit berichtet. Im Kinderdorf ist er mit mehreren Kinderdorf-Geschwistern aufgewachsen. Zu seinen Kinderdorf-Schwestern Ines und Ulrike hat er noch immer engen Kontakt. Sie waren auch bei der Hochzeit von Frank und Holger vor ein paar Monaten in Köln dabei. „Bei der Hochzeitsfeier haben einige Gäste zum ersten Mal gehört, dass ich im Kinderdorf aufgewachsen bin. Der ein oder andere hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Dabei bin ich einfach nur dankbar dafür, dass ich diese Fürsorge erhalten habe. Mir und uns geht es sehr gut. Es fehlt uns an nichts.”

Frank und Holger Hengstermann haben ihre Hochzeit zum Anlass genommen, sich statt Geschenken Geld-Spenden für das SOS-Kinderdorf zu wünschen und diese dann dem SOS-Kinderdorf Niederrhein zu spenden. Es kamen stattliche 5000 Euro zusammen. „Wir möchten etwas zurückgeben. Ich weiß einfach aus eigener Erfahrung, wie wichtig die Unterstützung ist. Und unser finanzieller Beitrag ist hier gut aufgehoben“, erläutert Frank Hengstermann. Gemeinsam mit seinem Ehemann ist er jetzt extra aus der Eifel an den Niederrhein gereist, um die Spende persönlich an Einrichtungsleiter Peter Schönrock zu übergeben. „Dass unser Dorf auch noch nach Jahren, ja Jahrzehnten für viele von unseren Kindern und Jugendlichen so prägend für das eigene Leben ist und als Zuhause wahrgenommen wird, das ist etwas Besonderes”, sagt Schönrock anlässlich des Besuches vom Ehepaar Hengstermann.

Er betont: „Es sind nicht nur unsere Kinderdorfmütter und pädagogischen Fachkräfte, die einen sicheren Ort schaffen, damit Kinder und Jugendlichen selbstbestimmt aufwachsen können. Es ist das Dorf selbst, dass eine Gemeinschaft schafft, die Halt gibt und trägt.”

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