Kalkar Fotos aus dem einsamen Wunderland

Kalkar · Fotografie-Studentin Lina Nikelowski hat sich für ihre Abschlussarbeit nach Betriebsschluss im Wunderland Kalkar einschließen lassen.

 Lina Nikelowski mit ihrem Fotobuch.

Lina Nikelowski mit ihrem Fotobuch.

Foto: Gottfried Evers

Einmal eine Nacht im Freizeitpark eingeschlossen sein: Unendlich lange Achterbahn fahren, unendlich viel Zuckerwatte naschen und all das tun, was sonst nie erlaubt ist. Davon träumt wohl jedes Kind irgendwann einmal. Für Lina Nikelowski aus Straelen wurde dieser Traum im vergangenen Sommer mit einigen Jahren Verspätung Wirklichkeit.

Achterbahn gefahren ist die Studentin allerdings nicht. Sie fotografierte. An mehreren Abenden ließ sie sich für einige Stunden nach Betriebsschluss im Wunderland einschließen und arbeitete dort für ihre Bachelor-Arbeit in Fotografie an der FH für Design in Dortmund. "Ich wollte den Charakter eines Freizeitparks ohne Besucher erkunden", erklärt Nikelowski.

Die Wahl fiel dabei ganz bewusst auf das Wunderland. "Ich wollte gerne ein Projekt in meiner Heimat am Niederrhein machen. Im Wunderland war ich als Kind schon auf Schulausflügen." Zudem stelle das Thema Atomkraft auch einen aktuellen Bezug her, so Nikeloswki weiter.

Unter dem Titel "Lonely Wonderland" fotografierte sie leere Karussells, verwaiste Treppen, verriegelte Imbissbuden und leere Parkplätze. Ihre Bilder stehen im Kontrast zu den üblichen Werbefotos des Wunderlands, die fröhliche Familien in schriller, bunter Umgebung zeigen. "Still und leise sollten meine Arbeiten sein", erklärt sie. Für ihre Aufnahmen wählte Nikelowski bewusst ein ganz bestimmtes Wetter. "Ein bisschen grau und trist sollte es sein, damit es zur Stimmung der Bilder passt."

Am Anfang habe sie noch nicht genau gewusst, wie die Bilder werden sollen. "Es war auch ein kleines Experiment. Ich wollte herausfinden, wie ich mich selber in dieser Umgebung verhalte", sagt die Fotografin.

Erstaunt war sie vor allem über die Tiere, die sie zu sehen bekam. "Hasen liefen über die verlassenen Wege und plötzlich saßen überall Vögel. Es war ein bisschen mystisch", berichtet sie.

Oft habe sie sich gefühlt wie Alice im Wunderland, einerseits fasziniert, andererseits einsam. Aus diesem Gefühl heraus entschloss sie sich, ihr Fotobuch durch Zitate aus dem Roman von Lewis Carroll zu ergänzen.

Mehrere tausend Bilder schoss sie im Wunderland, nur 26 davon schafften es in das Buch. "Bei der Auswahl haben mir meine Professoren geholfen", sagt Nikelowski. Als Titelbild wählte sie das Foto von dem riesigen, verlassenen Parkplatz des Freizeitparks. "Ich fand, dass dieses Bild die Einsamkeit am besten zeigte. Schließlich ist der Parkplatz im Sommer jeden Tag rappelvoll." Für ihre Arbeit bekam sie die Note 1,6. Nun arbeitet die 24-Jährige als freie Fotografin in Essen und Umgebung.

Eventuell möchte sie das Buch auch bei einem Verlag veröffentlichen. Außerdem soll es eine Ausstellung ihrer Bilder im Sommer in Dortmund geben.

(RP/ac)
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