Bedburg-Hau Forensik-Fachtagung: Wenn die Väter fehlen

Bedburg-Hau · "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" in LVR-Klinik Bedburg-Hau mit 350 Gästen und heute Kongressfete

"Sex & Drugs & Rock'n'Roll" in LVR-Klinik Bedburg-Hau mit 350 Gästen und heute Kongressfete

Es ist der Schrei nach Nähe, es ist die Suche nach der Verlässlichkeit von Beziehung die im Mittelpunkt der gestern gestarteten, dreitägigen internationalen Forensikfachtagung "Sex & Drugs & Rock'n'Roll" steht. Behandelt wird die Frage, wie man in der Therapie den Betroffenen ein Stück dieser Verlässlichkeit geben kann, die sie in ihren Familien nicht hatten, was vielleicht ein Grund für spätere Probleme ist.

Traditionsgemäß hat die Tagung wieder einen Song-Titel als Überschrift. "Stand by me. Familie, Freundschaft und Beziehung im Maßregelvollzug", heißt es. Ein Titel, der, so Fachtagungs-Organisator Michael Bay, die Beziehungsstörung schon beinhaltet, den Bruch in der Familie, das Alleingelassensein. Übrigens kein Thema unserer zeit. Bay: "Nach einer neuen Statistik gab es in den 1920er Jahren mehr Alleinerziehende als heute". Oft aus Migrantenfamlien kenne man heute das Problem dominanter Väter, so Bay.

Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug in NRW, Uwe-Dönisch-Seidel, bestätigte, dass die Forensik in Bedburg-Hau mit 400 Patienten die größte in NRW ist. Landesweit sind es 3000 Patienten. In der Obhut des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) sind es 1500, so Klaus Lüders vom LVR. Dönisch-Seidel möchte auch die Betreuung nach dem Ende der Maßregel weiter nach vorne bringen, ohne dass Angehörige zu Co-Therapeuten gemacht werden.

Ein Thema, das Dr. Bernd Dimmek aus Lippstadt als Referent behandeln wird. Mit ihm präsentieren 32 Forensik-Experten aus Deutschland, Schweiz und den Niederlanden ihre Erfahrungen und Forschungen vor ausgewähltem Publikum mit spannenden Themen: So seien die Gefängnisse voll von Männern, die eine konflikthafte oder gar keine Beziehung zu ihrem Vater hatten, sagt Referent Prof. Matthias Franz vom Uni-Klinikum Düsseldorf. Und nicht nur Männer: Auch Mädchen leiden unter dem Vater-Defizit. Der "Schrei" nach dem Vater zeige, wie schwierig der Umgang der Gesellschaft mit ihren Kindern sei, sagt Jack Kreutz, Chef der Forensik in Bedburg-Hau. Heute Abend ist die öffentliche Kongressfete, auf der ab 21 Uhr im Gesellschaftshaus die Live Band "Sex in the fridge" spielt. Eintritt frei.

(RP)
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