Interview zum Airport Weeze Bloße Kredite helfen dem Flughafen nicht weiter

Kreis Kleve · Der Geschäftsführer des Airport Weeze erläutert, warum aus seiner Sicht Darlehen mit kurzer Laufzeit nicht passen. Der vorwiegend private Flughafen sei außerdem nicht antragsberechtigt.

 Ludger van Bebber ist noch bis September Geschäftsführer des Flughafens Weeze.

Ludger van Bebber ist noch bis September Geschäftsführer des Flughafens Weeze.

Foto: ja/Kaspers

Die Mitglieder des Kreistags und des Weezer Gemeinderats müssen entscheiden, ob sie dem Flughafen Weeze die beantragten insgesamt sechs Millionen Euro Unterstützung gewähren. 3,1 Millionen soll der Kreis, 2,9 Millionen Weeze aufbringen, damit der Airport auch nach der Corona-Krise zahlungsfühig bleibt. RP-Redakteurin Anja Settnik sprach mit Geschäftsführer Ludge van Bebber.

Herr van Bebber, einige Kommunalpolitiker und sicher auch viele Bürger fragen sich, warum sie nicht Kredite aufnehmen, die Bund und Länder als Hilfen in der Corona-Krisen aufgelegt haben.

Ludger van Bebber Weil wir als vorwiegend privat finanzierter Flughafen beim Programm des Landes mit der NRW-Bank gar nicht antragsberechtigt sind. KfW-Mittel des Bundes bekämen wir vielleicht schon, aber ein Darlehen mit kurzer Laufzeit, das wir schon nach wenige Jahren zurückzahlen müssen, hilft uns niiht. Wir brauchen mindestens vier Jahre, bis wir das Ergebnis von 2019 wieder erreichen. Bis dahin werden wir keine schwarzen Zahlen schreiben und keinen Kredit bedienen können.

Und Zuschüsse von Bund oder Land– sind die denkbar?

Van Bebber Wir Regionalflughäfen in NRW haben schon vor Wochen indieser Sache an den Ministerpräsidenten geschrieben, aber es gibt bisher keinelei Signal, uns zu unterstützen.

Warum soll die hiesige Politik optimistisch sein, dass die Millionen gut angelegt wären? Hat der Airport unter den gegebenen Bedingungen überhaupt eine Zukunft?

Van Bebber Natürlich! Das Thema Corona wird nicht in alle Ewigkeit Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben. Die Leute werden ab 2021 wieder vermehrt reisen, und vielleicht gibt es dann ja auch einen Impfstoff. Es wäre jedenfalls nicht vernünftig, die Corona-Krise zum Anlass grundsätzlicher Entscheidungen zu nehmen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass mit dem Flughafen Weeze in einigen Jahren Geld verdient werden kann. Wir haben ja auch 2019 schwarze Zahlen geschrieben!

Ab Ende Juni soll wieder geflogen werden können, wie plant Ryanair die Wiederaufnahme des Betriebs?

Van Bebber Der Flugplan enthält jetzt etwa 50 Prozent des geplanten Umfangs, die Frequenzen werden Zug um Zug angehoben. Im Laufe des Juli wird auch Corendon in Weeze starten. Innereuropäisch wird sich jetzt, wo die Reisewarnung aufgehoben ist, alles wieder schnell einstellen. Nur zu den Marokko-Zielen gibt es noch keine Einschätzung.

Die Politik soll bis zur Sommerpause entscheiden, gibt es Gespräche zwischen Ihnen und den Fraktionen?

Van Bebber Natürlich laufen im Hintergrund Gespräche. Alle werden aus erster Hand umfassend informiert.

Beobachter haben festgestellt, dass auf Ihrem Flugfeld zwei Maschinen der insolventen Airline FlyBe abgestellt sind. Was hat das zu bedeuten?

Van Bebber Es wurden Parkplätze gesucht, die wir anbieten konnten. Insgesamt erwarten wir bis zu 16 Flugzeuge, die bei uns stehen werden, bis sie in die Vermarktung gehen.

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