Kleve Flüchtlinge feiern Erntedankfest

Kleve · Der Verein Hafen der Hoffnung hilft Einwanderern, sich zu integrieren. Damit sie Traditionen hierzulande kennenlernen, haben Freiwillige zwei Erntedankfeiern organisiert - eine im Garten und eine mit Pfarrer Christoph Grosch.

"Verein zur Förderung der Aussiedler im Kreis Kleve", lautet noch immer der Zweck des gemeinnützigen Vereins Hafen der Hoffnung, der vor 22 Jahren gegründet wurde. Da aber die Russlanddeutschen schon lange in Deutschland angekommen sind und als sehr gut integriert gelten, kümmert sich der Verein schon seit längerem nicht mehr nur um Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, sondern auch um Flüchtlinge aus allen Teilen der Welt, die im Kreis gelandet sind. Unabhängig von Herkunft, Nationalität und Religion. So bietet der Verein seit über anderthalb Jahren Konversationskurse an, in denen die Einwanderer ihre Deutsch- Kenntnisse in ungezwungener Atmosphäre ausprobieren können.

Doch es gehe nicht nur darum, die Sprache zu lernen, erklärt Vereinsvorsitzender Julia Weber. "Wir wollen den Flüchtlingen hiesige Traditionen und Bräuche nahebringen." Aus diesem Grund hat der Verein in den vergangenen beiden Wochen zwei Erntedankfeiern organisiert, die laut Weber sehr gut angenommen worden sind. Rund 70 Menschen kamen zu einer Feier im großen Garten der Familie Schneider-Maessen in Rindern zusammen. Und Pfarrer Christoph Grosch von der katholischen Kirche zur heiligen Familie gab während eines Konversationskurses rund 25 Flüchtlingen Einblick in das christliche Erntedankfest. Veranstaltungen dieser Art plant der Verein auch weiterhin - zum Beispiel zu Weihnachten.

"Die Feier im Garten war ein lockeres Zusammenkommen", sagt Weber. In dem großen Gewächshaus waren Tische und Stühle aufgebaut, es gab Kaffee, Waffeln, Plätzchen sowie frisches Obst und Gemüse aus dem Garten. Die Erwachsenen konnten in gemütlicher Atmosphäre essen und sich austauschen, die Kinder den Garten erkunden und ausgelassen spielen, sagt die ehrenamtliche Helferin. Zu dem Fest kamen auch viele Flüchtlinge, die nicht mehr am Sprechtraining teilnehmen und inzwischen einen Beruf oder eine Ausbildung gefunden haben.

Immer freitags von 15 bis 16.30 Uhr bieten Ehrenamtliche im Jugendheim "Theo" in Materborn Konversationskurse an. Rund 30 bis 40 Flüchtlinge machen regelmäßig in drei Gruppen mit - einer für Fortgeschrittene, zwei für Anfänger. Während solch eines Kurses erklärte Pfarrer Christoph Grosch das christliche Fest. Die Flüchtlinge - größtenteils aus Syrien, aber auch aus Eritrea, Afghanistan oder Georgien - waren sehr interessiert und erzählten ihrerseits, welche Traditionen und Bräuche im Zusammenhang mit der Ernte es bei ihnen gebe.

"Wer sich integrieren will, muss auf die Einheimischen zugehen", sagt Weber. Und dazu müsse man sich auskennen in der Kultur des Gastlandes. Die 66-Jährige spricht aus eigener Erfahrung. Vor 25 Jahren kam die Russlanddeutsche aus Kasachstan nach Deutschland und musste in einem fremden Land klarkommen. "Die Erfahrung, die wir gemacht haben, wollen wir den Flüchtlingen weitergeben."

(RP)
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