Nütterden Junger Albaner ist jetzt Gerüstbauer

Kranenburg-Nütterden · Dorian Shkoza ist das Beispiel einer gelungenen Integration. Er bestand als einziger Flüchtling die Gesellenprüfung im Gerüstbau-Handwerk. Sein Lehrbetrieb war die Nütterdener Firma Elbers.

Im  Hammereisen in Nütterden Max Elbers (rechts) mit seinem albanischen Mitarbeiter Dorian Shkoza.

Im  Hammereisen in Nütterden Max Elbers (rechts) mit seinem albanischen Mitarbeiter Dorian Shkoza.

Foto: Markus van Offern (mvo)

 Er ist das Beispiel einer gelungenen Integration: Stolz zeigt Dorian Shkoza seinen Gesellenbrief als Gerüstbauer. Sein Lehrbetrieb war die Firma Elbers Gerüstbau GmbH in der Gerüststraße 2 in Nütterden. „Gerüstbauer ist in Deutschland ein anerkannter Ausbildungsberuf in Industrie und Handwerk. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Bewerber sollten handwerklich begabt, körperlich belastbar und schwindelfrei sein“, sagt Max Elbers, der den Betrieb verantwortlich führt. Diese Voraussetzungen wurden bei Dorian, der am 11. Juli 2015 aus Albanien nach Deutschland kam, alle erfüllt. Die Eltern des jungen Gesellen leben mit zwei Schwestern in Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Über Düsseldorf und Dortmund kam der Wirtschaftsflüchtling nach Kranenburg. Dort wohnte er in der Waldstraße 1. Er sprach kein Wort Deutsch; er konnte sich nur in Englisch verständigen. Nur durch den Umgang mit deutschen Freunden lernte er die deutsche Sprache, die er inzwischen gut beherrscht.

Nach dem Besuch einer allgemeinen Schule und drei Jahre auf dem Gymnasium mit Fachabitur-Abschluss in seinem Heimatland war sein Berufswunsch, Architekt zu werden. Die Umstände in Albanien ließen dieses jedoch nicht zu. So begann er am 1. September 2016 bei Gerüstbau Elbers eine Ausbildung zum Gerüstbauer. Der Betrieb in Nütterden errichtet Gerüste für verschiedene Einsatzgebiete, vom Einfamilienhaus über Brücken und kleinere Mehrfamilienhäuser bis hin zu Hochhäusern. Auch der Aufbau von beweglichen Arbeitsplattformen und Tribünen gehört zum Einsatzgebiet des Gerüstbauers. „Ich fühlte mich bei Elbers wohl, nur am Anfang gab es Muskelkater“, blickt der 1997 geborene junge Mann zurück, der dreimal wöchentlich für seine Kondition ein Fitnessstudio besucht. Es gibt in Deutschland nur drei Berufsschulen für Gerüstbauer. Dorian besuchte im Wechsel einige Wochen die Schule in Dortmund und arbeitete einige Wochen bei Gerüstbau Elbers. In der Oberstufe gab es in drei Klassen 70 Schüler, darunter weniger als zehn Flüchtlinge aus 2014/2015. Von den 70 Schülern bestanden am 03. Juli 2019  nur 27 die Gesellenprüfung. Darunter war Dorian Shkoza der einzige Flüchtling. Die theoretische Prüfung bestand aus drei Teilen: Wirtschaft und Politik, Gerüstkonstruktion und Zeichnen. „Beim Zeichnen war ich in allen drei Jahren der Beste in der Klasse. Ich wollte ja schließlich Architekt werden“, blickt der 22-Jährige zurück.

In der Praxis musste ein Einzelbock aus Rohr mit Schellen hergestellt werden. Dazu kam als Gruppenaufgabe der Auf- und Abbau eines Hängegerüstes. Besonders spannend fand Dorian die Mitarbeit bei der  Erstellung eines Gerüstes der Firma Elbers in 24 Metern Höhe bei einem Hochhaus in Düsseldorf. Als es bei einem Schulausflug in einem Autokran auf 50 Metern Höhe ging, war das für den schwindelfreien Mann aus Kranenburg kein Problem. Die Firma Gerüstbau Elbers wird ihn jetzt zum Vorarbeiter ausbilden. 2018 verbesserte das Land NRW mit der 3+2-Regelung die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Während der Berufsausbildung erhielt Dorian ohne positiven Asylbescheid eine dreijährige Duldung. Bei der erfolgreich bestandenen Gesellenprüfung und einer anschließenden Beschäftigung kann er jetzt für zwei weitere Jahre im Betrieb bleiben und hat eine Aufenthaltserlaubnis erhalten. Diese kann im Anschluss verlängert werden und bis zu einer möglichen Einbürgerung führen.

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