Kleve "flint": Der Glücksfall für Kleve ist seit gestern 90

Kleve · Fast 47 Jahre lang war er ein Markenzeichen der Rheinischen Post in Kleve und in Wesel, wurde gerühmt als Glücksfall für seine Heimatstadt Kleve, vor genau einem Jahr legte er die spitze Feder aus der Hand und ging in den wohlverdienten zeichnerischen Ruhestand: Das Urgestein der RP, Karikaturist i.R. Walter Flinterhoff, landauf, landab als "flint" berühmt, feierte gestern mit vielen Gästen im Materborner Ratskrug seinen 90. Geburtstag.

Walter Flinterhoff wurde 1922 in Wesel geboren und zog mit den Eltern 1928 nach Kleve um. Nach einer Lehre als Schaufensterdekorateur und Studienjahren an der Werkkunstschule Krefeld lebt er seit 1945 (!) als selbstständig tätiger Grafik-Designer in Kleve. Der Kontakt mit der Rheinischen Post entstand eher zufällig im Jahr 1964, als der Künstler damit begann, zunächst in Wesel, später auch in Kleve, das politische und kulturelle Zeitgeschehen erst "nur" mit dem Zeichenstift, später dann auch zusätzlich in Versform der Nachwelt zu überliefern. Der ehemalige, inzwischen verstorbene Klever RP-Redaktionsleiter und flint-Freund Alois Puyn schrieb einst über die journalistische Institution: "Seinem mit dem Zeichenstift festgehaltenen Urteil über ein Ereignis wird das Gewicht eines Kommentars zuerkannt."

Als das Klever Haus Koekkoek zu seinem 80. Geburtstag vor genau zehn Jahren die Ausstellung "Kle-Blätter" eröffnete, hatte flint selbst aus den vorsichtig geschätzt im Laufe des Karikaturisten-Lebens entstandenen etwa 3000 Werken eine Auswahl getroffen, seinerzeit charakterisiert als "historische Zeitdokumente von großer Bedeutung". Der damalige Klever Bürgermeister Josef Joeken sagte: "Er war nie eine moralische Instanz, die von oben herab den Stab gebrochen hat." Und er prägte ein Urteil, das für die Ewigkeit gilt, tauchte in den flint-Karikaturen doch immer wieder der Schwan von Kleve auf: "Man hat das Gefühl, flint schwebt mit dem Schwan über der Stadt."

Es gab freilich nicht "nur" den Karikaturisten, sondern auch den Grafiker Flinterhoff: In die Geschichtsbücher eingegangen ist der seit gestern 90-Jährige mit Werken wie zu "750 Jahre Kleve", zum Kalkar-Jubiläum oder zur Singgemeinde. "Mein Gott, ist das peinlich", sagte er bei der Gratulationscour vor zehn Jahren. Und dennoch: "Danke, flint!"

(RP)
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