4500 Menschen evakuiert Fliegerbombe im Zentrum von Kleve erfolgreich entschärft

Kleve · Gegen 20 Uhr hing die Bombe, die in einer Baugrube an der Joseph-Beuys-Gesamtschule in Kleve gefunden wurde, am Haken. Der Bereich um den Blindgänger wurde in einem Radius von 500 Metern gesperrt. Die Räumung war eine Herkulesaufgabe.

Bombenfund am EOC – 4500 Menschen von Evakuierung betroffen
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Bombenfund am EOC – 4500 Menschen von Evakuierung betroffen

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Foto: Markus van Offern (mvo)

Um 19.59 Uhr konnten am Freitagabend viele Klever aufatmen: Der Kampfmittelräumdienst hatte eine Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Vormittag in einer Baugrube an der Joseph-Beuys-Gesamtschule gefunden worden war, unschädlich gemacht. So konnten die knapp 4500 Menschen zurück in ihre Häuser.

Gegen 12 Uhr hatte die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit über den Fund informiert. Sofort war klar, dass die Sperrung eine Herkulesaufgabe werden würde. Denn: Die Gesamtschule, die bis 2025 für 62 Millionen Euro neugebaut wird, befindet sich im Herzen der Stadt. Direkt an der vielbefahrenen Hoffmannallee und in Nachbarschaft zum Einkaufszentrum EOC. Um die Sicherheit der Bevölkerung während der Entschärfungsarbeiten zu gewährleisten, wurde eine Sperrzone mit einem Radius von 500 Metern um den Fundort eingerichtet.

Alle Personen, die innerhalb dieses Sicherheitsbereiches arbeiten oder wohnen, mussten ihre Häuser oder Betriebe verlassen. Die Evakuierung in den Geschäften begann bereits am Nachmittag. Der Bäcker Büsch schloss um 13 Uhr, der Edeka-Markt um 15 Uhr. Eine Notunterkunft für Betroffene der Evakuierung wurde in der Mehrzweckhalle Materborn an der Dorfstraße eingerichtet. So wurden die Bewohner der Senioreneinrichtung der Evangelischen Stiftung mit Krankenwagen von der Hagsche Straße nach Materborn transportiert. Vor der Polizeiabsperrung an der Hagsche Straße standen einige evakuierte Bewohner und Bürger, die sich fragten, wie sie denn nun zur Notunterkunft beziehungsweise von A nach B kommen würden. Die Polizeibeamten – nicht alle waren ortskundig – konnten da nur bedingt helfen. Ohnehin hatten sie genug damit zu tun, einige Bürger daran zu hindern, die gesperrte Hagsche Straße in Richtung Lindenallee hochzulaufen. Zumal nicht jeder die Anweisungen der Beamten ernst nahm – manche marschierten einfach in Gruppen durch.

 Die Fliegerbombe wurde auf der Baustelle der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule an der Hoffmannallee gefunden. An das Grundstück grenzt das Einkaufszentrum EOC.

Die Fliegerbombe wurde auf der Baustelle der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule an der Hoffmannallee gefunden. An das Grundstück grenzt das Einkaufszentrum EOC.

Foto: Markus van Offern (mvo)

An den Evakuierungsarbeiten beteiligten sich mehr als 200 Einsatzkräfte. Sie trafen sich am Sportzentrum in Materborn, um von dort aus die Maßnahmen zu koordinieren. Es waren 37 Feuerwehrkräfte, 47 Mitarbeiter der Stadtverwaltung, 80 Polizisten sowie 80 Helfer anderer Hilfsorganisationen im Einsatz.

Gefunden hatte die Bombe ein Baggerführer des Klever Unternehmens Loock Erd- und Tiefbau bei den Ausschachtungsarbeiten. „Wir wissen, wie wir damit umgehen müssen. An einer derartigen Stelle darf man eben nicht wie wild drauflosbaggern“, sagt Ludger Janhsen, Geschäftsführer des Unternehmens. Seine Männer waren es auch, die damals die Fläche für den Bau des EOC vorbereiteten. „Damals haben wir hier fünf Bomben gefunden“, blickt Janhsen zurück. Es sei genau die Einflugschneise, in der die englischen Bomber im Zweiten Weltkrieg über Kleve hinweggeflogen sind und die Bomben abwarfen. Das zeigen auch die Funde bei Ausschachtungsarbeiten für das neue Pfarrzentrum der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt vor zwei Jahren. Damals mussten ebenso 4500 Menschen den Sicherheitsbereich verlassen. Es handelte sich um drei Zehn-Zentner-Bomben.

 Diese Bombe hatte am Freitag für Verkehrschaos in Kleve gesorgt.

Diese Bombe hatte am Freitag für Verkehrschaos in Kleve gesorgt.

Foto: Stadt

„In dieser Einflugschneise werden noch mehrere liegen. Erstaunlich ist dabei immer wieder, wie gut die Bomben noch erhalten sind“, sagt der Loock-Geschäftsführer. Bevor es bei den Arbeiten an der Schule an den Keller geht, muss der Kampfmittelräumdienst noch einmal das Gelände absuchen. Glück im Unglück hatte Kleve. Der zuständige Feuerwerker der Bezirksregierung Düsseldorf hatte sich gerade eine Tiefbaumaßnahme an der Kellener Willibrordschule angesehen. So musste er für seinen nächsten Job lediglich in die Oberstadt fahren.

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