Kleve Fastelowend ohne Platt ?

Kleve · Fastelovend ohne Platt ist im Rheinland undenkbar. Da trifft es sich gut, dass der von der UNESCO ausgerufene "Internationale Tag der Muttersprache" am Karnevalssamstag gefeiert wird. Redaktionsmitglied Birthe Rosenau sprach mit Büttenredner Paul Dirmeier.

Karneval ist Hochsaison für Platt. Warum eigentlich?

Paul Dirmeier Naja, in den modernen Vereinen gibt es auch gar nicht mehr soviel Platt. Bei uns, den Schwanenfunkern, da trifft das natürlich nicht zu. Einfach deshalb, weil wir ein Traditionsverein sind und die Mundart seit 1925, der Vereinsgründung, pflegen. Da wird Platt gesprochen, in den Bütten und in den Gesängen. Nur die Moderation ist auf Hochdeutsch.

Verschwindet Platt im Karneval?

Dirmeier Ja, das lässt sich nicht vermeiden. Nach dem Krieg kamen hier viele Menschen aus dem Osten. In Kleve ist das so eine besondere Geschichte, das Platt nicht weitergepflegt wurde. Mundart zu sprechen, war ja sogar mal verpönt.

Wie viele Sprecher gibt es noch?

Dirmeier Einen genauen Prozentsatz kann ich nicht nennen. Vielleicht 25 Prozent und überwiegend in ländlichen Gegenden.

Wird Platt aussterben?

Dirmeier Das glaube ich nicht. Es wird ja gepflegt in den Heimatvereinen. Vor 100 oder 50 Jahren hat man das schon gesagt.

Sollten auch die Schulen die Mundart mehr pflegen ?

Dirmeier Das sollten sie sicher tun. Wir haben ja selbst versucht, die Schüler an die Mundart heranzuführen, das hat gut geklappt. Nur leider gibt es keine Lehrer mehr, die sie sprechen.

Pflegen Sie in Ihrer Familie das Platt?

Dirmeier Natürlich, ich versuche das. Aber die Kinder sind ja aus dem Haus, haben anderswo studiert. Sie verstehen das Platt zwar noch, aber sprechen können sie es nicht mehr.

(RP)
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