Die Opa-Kolumne Helene Fischer und die Meerjungfrau Arielle

Kleve · Auch die Kinder leiden darunter, dass wegen der Corona-Pandemie Karneval erneut nicht möglich ist. Dabei haben sie ganz genaue Vorstellungen übers närrische Outfit.

 Juergen Loosen, ehemaliger Leiter der Lokalredaktion Kleve, schreibt über sein Leben als Großvater.

Juergen Loosen, ehemaliger Leiter der Lokalredaktion Kleve, schreibt über sein Leben als Großvater.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Umgang der Erwachsenen mit dem Coronavirus hat in den zurückliegenden zwei Jahren nicht nur bei Ruheständlern auf dem Sofa eher den Eindruck hinterlassen, als seien Kinder so eine Art von Außerirdischen, denen in Pandemiezeiten eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Zwei Jahre ohne Karneval seien mal stellvertretend und mitten in der ausgefallenen fünften Jahreszeit genannt für ganz viele Beispiele, die immer zu Lasten der Kleinen gingen. Lotta ist alt genug und weiß mit ihren stolzen  acht Jahren noch genau, was Karneval heißt. Und freut sich ein Loch in den Bauch, dass an ihrer Schule am Freitag Karneval gefeiert wird (obwohl der „offizielle“ ja abgesagt ist). Den Großeltern verkündet sie am Oma-und-Opa-Tag, in welcher Verkleidung sie den Fastelowend zu feiern gedenkt: „Ich werde Helene Fischer!“, sagt sie im Brustton der Überzeugung. Nicht verwunderlich, denn Lotta ist Fischer-Fan, singt jedes einzelne Lied fehlerfrei mit, zum Leidwesen ihrer Eltern, die als Vorgänger zuerst Michael Jackson und danach Gitte mit „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ ertragen mussten, letztere nicht ganz ohne Schuld des Opas. Mit der Oma besprach Lotta das Outfit: Ein Glitzerkleid muss es sein, Glitzer-Pumps dazu, mit einem Lockenstab die Fischer-Frisur  und: „Ich muss mich schminken, Oma. Helene ist immer geschminkt auf der Bühne!“  Klappt alles, denn die Patentante, Lillys Mama, hat sowas vorrätig. Sie glitzerte nämlich auch immer gerne.

Solche Probleme haben die beiden kleineren Enkelinnen (noch) nicht: Während Schwesterchen Ida Matilde mit ihren gut drei Monaten die tollen Tage wahrscheinlich in aller Seelenruhe verpennt und sich höchstens die Frage stellt, ob sie ihr auf Helene getrimmtes Schwesterherz noch erkennt, weiß das immerhin schon mehr als zweieinhalb Lenze zählende Cousinchen Lilly mit dem Wort Karneval so überhaupt gar nichts anzufangen. Erst als der Opa ihr erklärt, dass sich Kinder zu Karneval verkleiden, strahlt sie wissend, hat sie doch aus Lottas Verkleidungstruhe schon so manches Prinzessinnenkostüm anprobiert. Als der Großvater  wissen will, in wen sie sich  verwandeln möchte, kommt die Antwort des dreikäsehohen Lockenköpfchens wie aus der Pistole geschossen: „Ich möchte Arielle, die Meerjungfrau sein!“ Die kennt sie  aus einem ihrer  vielen (Märchen-)Bücher. 

Echten Karneval können die drei  dann 2023 feiern – hoffentlich!

Jürgen Loosen war Leitender Regionalredakteur der RP für den Niederrhein. An dieser Stelle berichtet er alle paar Wochen von seinem Opa-Leben im Ruhestand. Foto: MvO

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