Die Frauen-Kolumne Morgen kommt Frau Weihnachtsmann

Meinung | Kleve · Denken wir an den Weihnachtsmann, denken wir an einen weißen Bart und einen dicken Bauch. Aber nie an eine Frau. Warum eigentlich?

 Laura Zwar arbeitet als Diplom-Pädagogin und systemische Familientherapeutin bei der Frauenberatungsstelle IMPULS im Kreis Kleve.

Laura Zwar arbeitet als Diplom-Pädagogin und systemische Familientherapeutin bei der Frauenberatungsstelle IMPULS im Kreis Kleve.

Foto: Laura Zwar

Adventszeit, Besinnlichkeit, Kerzenschein, Mandelduft, Familie – jeder Mensch hat seine eigene Assoziation mit den bevorstehenden Weihnachtstagen. Auch in Kinderköpfen entstehen unterschiedliche Gedanken und Ideen zum Fest.

So kam es vor kurzem zu folgendem Dialog während einer Beratung: „Mama, ist der Weihnachtsmann eigentlich ein Mann oder eine Frau?“ Diese Frage stellte ein 4-jähriger Junge seiner Mutter, die unsere Beratungsstelle aufsuchte. Voller Selbstverständlichkeit, die ich teilte, antwortete die Mutter „Natürlich ein Mann. Es heißt ja WeihnachtsMANN.“ Doch anstatt sich mit dieser Antwort zufrieden zu geben, fragte das Kind weiter: „Aber was macht denn die Weihnachtsfrau?“ Die Mutter antwortete sicher: „Die gibt es doch nicht. Es gibt nur einen Weihnachtsmann“. Das Kind fragte weiter: „Aber warum?“ Somit hatte dieser kluge Junge einen interessanten Denkprozess in zwei erwachsenen Menschen angefeuert und Sprachlosigkeit entfacht. Tatsächlich wird mit dem Mythos des Weihnachtsmannes in den Köpfen des Kindes früh ein Klischee von Geschlechterrollen gesetzt. Der Weihnachtsmann bringt die Geschenke. Das ist die Wahrheit für viele Kinder. Da stellt sich vielleicht zur heutigen Zeit die Frage, ob eine geschlechterneutrale Formulierung nicht sinnvoller wäre. Schließlich kann das Christkind zumindest theoretisch beide Geschlechter haben, während der Weihnachtsmann eine deutlich definierte männliche Figur ist.

Immer häufiger gibt es vereinzelt Protest gegen diese Idee des weißbärtigen Mannes. Der Weihnachtsmann bekommt in manchen Regionen bereits eine Frau an seine Seite oder wird direkt von ihr ersetzt. Auch auf der Homepage der Agentur für Arbeit wird unter der Jobbörse nach „Weihnachtsmännern/-frauen“ gesucht. Dies könnte eine Idee sein, Kindern Gleichberechtigung näher zu bringen. In Großbritannien startete die Agentur Anomaly 2015 eine Umfrage für Kinder, ob auch eine Frau die Aufgabe des Weihnachtsmannes übernehmen könnte (vgl. /youtu.be/Xumx9m5AAfg). Die meisten Kinder verneinten dies mit Begründungen wie „Sie könnte den Job schlecht mit einem Baby vereinbaren“ oder „eine Frau wäre zu schwach, um alle Geschenke zu tragen.“ Allerdings wurden auch Vorteile genannt, wie „Frauen würden besser durch den Kamin passen und könnten die Elfen besser rumkommandieren.“ Die Aktion sollte zeigen, wie früh Klischees von Geschlechterrollen in den Köpfen von Kindern verankert sind.

Der Dialog zwischen der Klientin und ihrem Sohn endete im Übrigem folgendermaßen „Mama, du kannst ja auch mal Frau Weihnachtsmann sein.“ Kurze Pause „Ach nein, du sollst nur meine Mama bleiben. Du bist toller als der Weihnachtsmann.“

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine wunderschöne Adventszeit – und letztlich entscheiden Sie darüber, wer für den Zauber des Weihnachtsfestes sorgt.

Laura Zwar arbeitet als Diplom-Pädagogin und systemische Familientherapeutin bei der Frauenberatungsstelle IMPULS im Kreis Kleve. Foto: Laura Zwar

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