Studenten-Kolumne Was für ein DBakel

Kevelaer/Bonn · Das Gemecker über die Bahn hat unsere Kolumnistin nie verstanden. Bis sie fürs Studium von Kevelaer nach Bonn zog.

 Jana Rogmann aus Kevelaer.

Jana Rogmann aus Kevelaer.

Foto: Jana Rogmann

Schon seit Jahren höre ich mir Geschichten über die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn an. Die hörte ich mir immer entrüstet an und schüttelte den Kopf. Doch innerlich breitete sich stets ein leises Schmunzeln aus – das war bestimmt nicht alles wahr und klang unglaublich übertrieben.

Dies änderte sich abrupt mit meinem Umzug von Kevelaer nach Bonn. Als bei meiner ersten Zugfahrt der ‚berühmt berüchtigte‘ Monitor eine halbe Stunde Verspätung  anzeigte, beschlich mich ein leiser Verdacht, eben den elitären Kreis der Verstehenden betreten zu haben. Als ich eine Woche später für ein Familienwochenende nach Liege fuhr, bestätigte sich meine Vermutung. Nach der noch akzeptablen einstündigen Verspätung auf der Hinfahrt zeigte der Monitor auf der Rückfahrt „départ de Aachen Hauptbahnhof“. „Der ICE fährt heute außerplanmäßig in Aachen los. Der Halt in Liege entfällt“, so die Durchsage. Also fuhr ich mit Bummelzügen durch Belgien, verpasste meine Vorlesungen an diesem Tag und lernte, dass man ab zwei Stunden Verspätung die Hälfte des Fahrpreises zurückbekommt. Nach und nach begann ich, die Regeln der Eingeweihten zu durchschauen: Sich bei Bekannten über die Verspätungen aufregen, möglichst genervt gucken und immer ein Buch in der Tasche haben.

Dass mit möglichst wenig Gepäck reisen auch dazu gehört, wurde mir schmerzlich bewusst, als ich mit meinem Koffer, einem Rucksack und drei Taschen in Krefeld durch die Unterführung rannte, weil ich dank Verspätung nur zwei Minuten Umsteigezeit hatte. Dabei wich ich einem Mann mit Hund aus, stolperte über meinen Koffer und fiel mit dem Gepäck flach auf den Boden. Zum Glück hatte der nächste Zug ebenfalls Verspätung und der danach auch, sodass ich fast „pünktlich“ in Bonn ankam.

Das Schöne an diesen Geschichten ist, dass man nie allein ist. Meist erzeugen sie ein kollektives Augenrollen oder die gegenseitigen Beteuerungen, es sei doch immer das gleiche – eine sonst nie in Zügen gegebene Gemeinschaft. So habe ich schon einige Bekanntschaften gemacht, die mit der Aussage begannen: „Was für ein DBakel!“.

Jana Rogmann, 19 Jahre alt, kommt aus Kevelaer und studiert Komparatistik und englische Literatur in Bonn.
FOTO: ROGMANN

(jaro)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort