Erste Hilfe für Kinder in Straelen Eltern retten „Baby-Anne“

Straelen · Erste Hilfe funktioniert bei kleinen Kindern anders als bei Erwachsenen. Welche Sofortmaßnahmen man beim Verschlucken von Gegenständen treffen muss, erklärte eine Erste-Hilfe-Expertin in Straelen.

 Jessica Hendriks erklärt Notfall-Maßnahmen, wenn Kinder einen Gegenstand verschluckt haben.

Jessica Hendriks erklärt Notfall-Maßnahmen, wenn Kinder einen Gegenstand verschluckt haben.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

„Legobausteine, Erdnüsse, Perlen und Tabletten von Oma und Opa sind alles Dinge, die Kinder verschlucken können“, erklärt Jessica Hendriks den elf anwesenden Eltern junger Kinder in Straelens Montessori-Kinderhaus. Die Erste-Hilfe-Dozentin sprach über die häufigsten medizinischen Notfälle im Kindesalter und veranschaulichte die wirksamsten Sofortmaßnahmen an „Baby Anne“, einem Kleinkind-Trainingsmodell, das speziell für Erste-Hilfe-Übungen hergestellt wurde.

Insbesondere die unterschiedlichen Maßnahmen, die beim Verschlucken von Gegenständen angewendet werden sollen, durften die Kursteilnehmer nach der Vorführung durch die Erste-Hilfe-Expertin an „Baby Anne“ üben.

Die Dozentin Jessica Hendriks stellte die zwei wesentlichen Sofortmaßnahmen in solchen Fällen vor. Zunächst sollten die Eltern stets die sogenannte „Rückenklopfmethode“ anwenden. Bei Kindern im Säuglingsalter (bis zum ersten Lebensjahr) sollten sich die Eltern auf einen Stuhl setzen, den Säugling mit der Bauchseite auf den Unterarm legen, der wiederum auf den Oberschenkel aufgelegt wird. Wichtig ist, dass der Kopf des Babys gestützt wird und den tiefsten Punkt vom gesamten Säuglings-Körper darstellt. Nur dann kann durch bis zu fünfmaligem Klopfen mit der flachen Hand auf die Schulterblätter der Gegenstand entfernt werden – in den meisten Fällen jedenfalls.

Wenn der Fremdkörper immer noch in der Luftröhre verweilt, gibt es noch das so genannte Heimlich-Manöver. Säuglinge werden hierbei mit dem Rücken auf den Oberschenkel gelegt. Der Kopf des Kindes befindet sich dabei auf Kniehöhe des Elternteils. „Wichtig ist, dass der Kopf nicht überstreckt ist“, merkte Hendriks an. Mit zwei Fingern – Zeige- und Mittelfinger – wird nun die Brust des Babys, etwa ein Drittel der Brustkorbhöhe, mit einer schnellen Bewegung eingedrückt. Danach muss der Säugling sofort auf den Bauch umgedreht werden, damit der gelöste Gegenstand den Mundraum verlassen kann.

Bei Kindern ab einem Jahr werden sowohl die Rückenklopfmethode als auch das Heimlich-Manöver anders praktiziert. Die Kinder werden wortwörtlich „übers Knie gelegt“ und mit bis zu fünfmaligem Klopfen zwischen die Schulterblätter vom verschluckten Gegenstand befreit. „Erwachsene Menschen kann man bei Anwendung der Rückenklopfmethode sehr gut über einen Stuhl legen“, informierte Hendriks darüber hinaus. Kopf und Arme müssen dabei über das Stuhlende frei Baumeln.

Sollte sich der Gegenstand mithilfe der Rückenklopfmethode nicht lösen lassen, kann das klassische Heimlich-Manöver angewendet werden. Der Soforthelfer kniet sich hierfür hinter das Kind und greift mit beiden Armen um es herum. Mit ineinander verschachtelten Händen werden beide Arme zu sich gezogen. „Den Heimlich-Handgriff kann man nur bei Kindern anwenden, die noch bei Bewusstsein sind“, so Hendriks.

Nicht nur Sofortmaßnahmen nach dem Verschlucken von Gegenständen und Praktiken der Wiederbelebung durch Herzmassagen wurden geübt. Die Erste-Hilfe-Expertin Hendriks gab auch Tipps, wie man Kindern bei nächtlichen (zumeist zwischen 23 und 1 Uhr) bellenden Hustenattacken infolge von Pseudokrupp (Kruppsyndrom) helfen kann. Ruhe bewahren und mit dem Kind an die kältere frische Luft gehen, seien in den allermeisten Fällen das Erfolgsrezept.

Notfalls können Kortison-Zäpfchen dafür sorgen, dass die in den Atemwegen aufgestellten Härchen, die die Luftröhre verengen, sich wieder beruhigen. Die Wirkung nach der Verabreichung tritt jedoch erst nach rund 30 bis 45 Minuten ein. Zwischenzeitlich sollten Eltern versuchen, das Kind zu beruhigen.

Viele Kinder zwischen ein und sechs Jahren erkranken zur kalten Jahreszeit am Pseudokrupp-Husten. Nur etwa fünf Prozent aller erkrankten Kinder müssen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Im Gegensatz zum sehr selten auftretenden echten Krupp-Husten besteht beim Pseudokrupp nämlich keine akute Erstickungsgefahr, so Dozentin Hendriks. „Der echte Krupp ist fast ausgestorben“, informierte sie. Auslöser für beide Krankheiten seien Erkältungsviren.

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