Die Lehrer-Kolumne Mottowoche mit Wehmut
Geldern · In den Schulen steht die Mottowoche an, schon bald verlassen die jungen Leute ihre Schule für immer. Unser Auto ist Lehrer – und schaut mit auch mit Wehmut auf diese letzten Tage.
Als „Helden der Kindheit“ und „Asi im Alltag“ sieht man sie in dieser Woche wieder bunt verkleidet mit Musik durch die Schule ziehen: unsere Abiturienten! Ab heute feiern sie in der Mottowoche das Ende der Schulzeit. Man könnte meinen: School is out – die Schufterei hat ein Ende!
Da mag vereinzelt was dran sein. Aber so mancher, der in diesen Tagen noch ausgelassen feiert, vermag am Freitag, wenn er am letzten Schultag den Ausgang verlässt, einen Schuss Sentimentalität nicht ganz verbergen. Es ist vorbei: Das Zusammensein mit Freunden und Bekannten, das Feiern und die Fahrten, Projekte und Pauken, Lachen und Lästern – all das, was den Rhythmus des Lebens und Lernens bestimmte und durchaus Verlässlichkeit schenkte, endet abrupt. Und die für viele ungewisse Zukunft, zum Teil fernab von Familie und Freunden, liegt unausweichlich vor einem. Ein Hauch von Wehmut ist da nachvollziehbar.
Wehmut empfinde aber auch ich. Drei Jahre begleitete ich in unserer gymnasialen Oberstufe als Jahrgangsstufenleiter die Heranwachsenden in der Entwicklung vom Jugendlichen zum jungen Erwachsenen. Wenn ich in diesen Tagen individuell für jeden die bisher erreichten Punkte errechne, kommen Berge an Erinnerungen in mir hoch: viele Gespräche – vertrauensvoll und stets wertschätzend waren sie. Dann der Unterricht, mal spannend, mal witzig und meistens von einer gewissen Leichtigkeit getragen. Projekte und Präsentationen, Exkursionen und Fahrten. Und schließlich das Skifahren in Österreich und die Paris- und Südfrankreichfahrten als Highlights.
Jedem einzelnen wünsche ich nun ein gutes Abitur. Aber meine Wertschätzung gilt keinesfalls nur guten Noten. Oft ist es die persönliche Entwicklung, die jeder einzelne in den letzten Jahren durchlaufen hat, die ich bewundere: Wie man sich durch schwierige Fächer gekämpft hat, wie man neue Fähigkeiten an sich neu entdeckt und entwickelt hat, wie man sich für andere eingesetzt hat.
Keinesfalls als „Asi“, eher als „Helden der Schulzeit“ gehen sie.
Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern. Foto: Hülk