Kolumne „Vom Niederrhein in die Welt“ Mittagessen mit Händen und Füßen

Kevelaer/Bolivien · Jana Rogmann ist 18 Jahre alt und arbeitet in Bolivien – ganz ohne ihre Familie. Doch nun kamen Mama und Papa zu Besuch, und mit ihnen trafen Kulturen aufeinander.

 Jana Rogmann aus Kevelaer leistet Freiwilligendienst in Bolivien

Jana Rogmann aus Kevelaer leistet Freiwilligendienst in Bolivien

Foto: Jana Rogmann

Und Morgen sind wir wieder zum Mittagessen eingeladen? Das fragte mein Vater. „Das können wir nicht annehmen. Das ist mir total unangenehm, wenn ich mich nicht richtig unterhalten kann. Ich weiß noch nicht mal, was ich auf „¿Como está?“ antworten soll“.

Seit drei Tagen ist sie nun in Bolivien zu Besuch: Meine Familie. Nun sind wir bei meiner guten Freundin Lily und ihrer Großfamilie zum Essen eingeladen. Für das Kennenlernen gab es vorher Unterricht von mir: Männer geben sich die Hand, Frauen kriegen immer ein Küsschen. Nur auf die Frage „Wie geht’s dir?“ hatte meine Familie keine Antwort. „Meistens antworte ich „Muy bien““, erkläre ich meinem Vater, „das heißt sehr gut“. Irgendwann sitzt auch die Aussprache.

Unsere Gastgeber haben sich ordentlich ins Zeug gelegt – von „Papa rellenas“, mit Käse gefüllten Kartoffeln, über „Llajwa“, eine sehr scharfe Soße, bis zu „Camote“, eine Wurzel, gibt es alle möglichen bolivianischen Spezialitäten. Ich darf übersetzen, was die verschiedenen Gerichte sind. „Morgen kochen wir „Saice“ für euch“, erklärt Lily mir. Ich übersetze und erkläre, dass „Scheiße“ hier ein typisches Nationalgericht ist. Es schmeckt so ähnlich wie „Chili con carne“. Alle fangen an zu lachen.

„Und gefällt euch Bolivien?“, fragt Lilys Schwester. Ich übersetze – „Muy bien“, präsentiert  mein Vater sein neu erworbenes Wissen. Alle nicken anerkennend. „Habt ihr schon viel gesehen?“, fragt sie weiter. Dazu macht sie eine entsprechende Handbewegung. „Ha, das habe ich verstanden!“, ruft Papa und antwortet: „Poco“ mit Handbewegung. Das war zwar Italienisch, aber alle wissen was gemeint ist – wenig bedeutet im Spanischen dasselbe.

Mit einem spanisch-deutsch-italienisch-englischen Mix mit mir als Übersetzerin nimmt das Gespräch seinen Lauf. Es wird viel gelacht, gestikuliert, gegessen und am Ende kommt der Schnaps auf den Tisch – das wird überall auf der Welt verstanden. Ich atme auf und wir stoßen an. Meine beiden Familien haben doch irgendwie zusammengefunden. Mit einem „Bis Morgen“, verabschiedet sich mein Vater von Lily.

Jana Rogmann, 18 Jahre alt, aus Kevelaer arbeitet als Freiwillige in einer Schule in Sucre, Bolivien. Foto: Rogmann

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort