Niederrheinisches Museum in Kevelaer Mit Kindern das Museum entdecken

Kevelaer · Bilder, Puppenhäuser oder eine mumifizierte Hand, in den Ausstellungsräumen in Kevelaer gibt es viel zu entdecken. Museumspädagogin Indra Peters verrät einige Tricks für den Rundgang mit Kindern.

 Juna und Liva haben das Museum in Keve­laer besucht. Gestaunt werden kann auch, wenn man Dinge nur ansieht, ohne sie zu berühren.  RP-Foto: Prümen

Juna und Liva haben das Museum in Keve­laer besucht. Gestaunt werden kann auch, wenn man Dinge nur ansieht, ohne sie zu berühren. RP-Foto: Prümen

Foto: Norbert Prümen (nop)

Der riesige Plüschaffe von Steiff oder doch lieber das kleinteilige Puppenhaus? In der Spielesammlung von Juliane Metzger im Niederrheinischen Museum fällt die Entscheidung schwer, wo man zuerst hingeht. Die sechsjährige Juna geht zielstrebig auf das stilvolle Sofa mit dem Stofftier zu, das so groß ist wie sie selbst. Ihre Schwester Liva setzt sich daneben. Von dort hat man einen prima Überblick über die gesamte Sammlung. Es gibt feinteilige Marionetten, solche mit grünen Füßen, aber auch eine schöne Prinzessin. In den Vitrinen steht Porzellan für eine Teerunde mit den Puppen, und in einer anderen Glasvitrine ist ein kleiner Jahrmarkt aufgebaut. Gut, dass Liva ihre Lupe mitgenommen hat. Damit kann sie ganz nah an die Vitrinen herangehen und die kleinteiligen Puppenstuben genau betrachten. Gut, dass auch ein Erwachsener dabei ist, denn ab und zu hilft es auch, hochgehoben zu werden, um in die kleinen Kaufläden hineinzublicken.

Es ist die Abteilung, „um große Augen zu machen“, weiß Museumspädagogin Indra Peters. Weil alles relativ empfindlich ist, steht das meiste in Glaskästen. Das stört die Kinder aber wenig. Gestaunt werden kann auch, wenn man Dinge nur ansieht, ohne sie zu berühren. Wer möchte, kann auch einen Blick auf ein historisches Klassenzimmer werfen und mal Platz in den schmalen Bänken nehmen. Dann geht es zur Handwerkergasse. Aber nicht ohne kurz mit einem Hämmerchen gegen eine echte Kirchenglocke zu klopfen. Das ist erlaubt. Je nachdem, wo man anschlägt, klingt die Glocke anders.

Unten angekommen, geht Liva zielstrebig auf einen Stuhl zu. Frisör und Zahnarzt, stellt sie fachmännisch fest, auch wenn alles anders aussieht als in den heute modern eingerichteten Studios und Praxen. „Was ist das denn?“, will ihre Schwester wissen und zeigt auf eine braune, mumifizierte Hand. Der „Gruselfaktor“ ist bei Kindern sehr beliebt, weiß die Museumspädagogin. Damals vertrat man noch die Meinung, dass mumifizierte Gliedmaßen eine Heilwirkung besitzen können. Für die Betrachter heute ist das ein Teil der Geschichte, genauso wie der Nachttopf, der unter einem der Betten hervorschaut. Dass Menschen so etwas tatsächlich mal benutzt haben, die jungen Museumsbesucher schütteln den Kopf. In der Ausstellung erfahren und sehen sie, wie die Menschen früher gelebt haben. Es geht vorbei an der wunderschön eingerichteten „guten Stube“, der Bäckerei und der Glasmalerei. Faszinierend werden die Kanonen und alten Münzen in Augenschein genommen, dann geht es zur Rosenkranz-Ausstellung.

„Manchmal wundert man sich, was Kinder für tolle Fragen stellen“, sagt Indra Peters, die Führungen für Kindergärten und Schulklassen anbietet. „Man muss sich als Erwachsener einfach mal mitreißen lassen.“ Manchmal hilft es auch, in die Knie zu gehen und die Sachen wortwörtlich aus der Perspektive der Kinder zu sehen. Der andere Blickwinkel hat manche Überraschung parat. „Was mich glücklich macht: Die Kinder sehen das alles noch mit einem Staunen“, sagt die Museumspädagogin begeistert. Fragen stellen ist also durchaus erwünscht, sich in angemessenem Ton unterhalten auch, Rumrennen allerdings nicht. Nicht nur, weil man einfach Dinge übersieht, vor allem aber, damit man nicht hinfällt und aus Versehen in einer Vitrine landet, stellt Indra Peters klar.

Bevor es auf Museumstour geht, werden die Jacken aufgehängt und Taschen in eines der Fächer eingeschlossen. Dann hat man beide Hände frei. Die braucht man, wenn man zum Beispiel das Quiz lösen will, das es zu jeder Sonderausstellung gibt. Aktuell geht es um Kinder- und Jugendbücher. Das kommt Juna und Liva gerade recht nach der großen Tour, treppauf und treppab durch das Museum. Sie nehmen in einem der bequemen Sitzsäcke Platz und schauen sich das Janosch-Buch „Oh, wie schön ist Panama“ an. So lässt es sich aushalten. Die Sonderausstellung zu den Kinder- und Jugendbüchern kann noch bis zum 26. Januar besucht werden. Wichtig ist, dass man sich beim Museumsbesuch nicht zu viel vornimmt. Lieber eine Sache in Ruhe gemeinsam anschauen, als von einer Abteilung in die nächste zu hetzen. Manchmal sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge, die beim Museumsbesuch Freude und Lust auf einen weiteren machen.

Bei Juna und Liva stehen die Chancen gut, dass sie wiederkommen. „Sehr toll“, lautet Junas Antwort auf die Frage des Mannes hinter der Kasse nach der Museumsrunde, ob es ihr denn gefallen habe. „Ich finde, das müssten noch viel mehr Menschen sehen.“

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