Die Opa-Kolumne Ein Puppenhaus für Oma und Opa

Meinung | Kreis Kleve · Jürgen Loosen war Leitender Regionalredakteur der RP für den Niederrhein. An dieser Stelle berichtet er alle paar Wochen von seinem Opa-Leben im Ruhestand.

 Juergen Loosen schreibt regelmäßig in seiner „Opa-Kolumne“ über das Leben als Großvater.

Juergen Loosen schreibt regelmäßig in seiner „Opa-Kolumne“ über das Leben als Großvater.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Opas größter Wunsch für Weihnachten und das neue Jahr 2022 ist in Erfüllung gegangen: Oma hat ein 80-teiliges Puppenhaus käuflich erworben für den großelterlichen Haushalt, auf dass die drei kleinen Enkelinnen in Zukunft abwechselnd oder gemeinsam damit spielen mögen. Was im Rahmen der Bescherung bei der fast achtjährigen Lotta ebenso auf rückhaltlose Begeisterung stieß wie bei dem knapp zweieinhalbjährigen Cousinchen Lilly, alldieweil die siebenwöchige Ida Matilde das mit Jubelschreien gefeierte Ereignis ungerührt komplett verschlief. Kaum war das große, viereckige Geschenk von beiden gleichzeitig ausgepackt, da schlug schon die Stunde der Väter, die von ihren knapp mehr als dreikäsehohen Puppenmüttern unmissverständlich gebeten wurden, das Haus augenblicklich aufzubauen. Wohlwissend, dass die beiden Papas für diese handwerklichen Tätigkeiten zweifelsfrei weitaus besser geeignet sind als der mit zwei linken Händen gesegnete Großvater. 

Nachdem die Großmama ihre für das Bauvorhaben dringend benötigte Werkzeugkiste herangeschafft hatte, widmete sich der weibliche Rest der Familie dem körperlichen wie seelischen Wohlergehen des inzwischen wach gewordenen Säuglings Ida Matilde, während Opa, Lotta und Lilly interessiert zuschauten, wie sich die Väter auf dem Erdboden sitzend die Arbeit aufteilten. Einer wurde in Windeseile zu „Bob, der Baumeister“ und widmete sich mit Bohrmaschine und allerlei Gerätschaften dem Fertighaus mit seinen verschiedenen Etagen, der andere wurde flugs zum Innenarchitekten und setzte filigran Möbel und allerlei mehr für die Ausstattung der vielen Zimmer zusammen, beide pausenlos unterstützt von guten Ratschlägen der fiebernd auf die Fertigstellung wartenden jungen Damen. Opa, der diese Art von Arbeit Zeit seines Lebens rigoros abgelehnt hatte, schaute wohlgefällig staunend zu, wie aus ungezählten mit Kleinkram gefüllten Plastiktüten Stückchen für Stückchen ein fürwahr schmuckes Puppenhaus entstand. Als nach für Opa unfassbar kurzer Zeit bereits das väterliche „So, fertig!“ erklang, rissen die Cousinen mit funkelnd-strahlenden Augen gleichzeitig die Arme in die Höhe, als hätten sie gerade beim Fußball ein entscheidendes Tor geschossen. Nun musste das Haus nur noch vom weihnachtlichen Wohnzimmer ein Stockwerk empor in ein Kinderzimmer transportiert werden, und Sekundenbruchteile später waren alle weiblichen Familienmitglieder im Raum verteilt, um den optimalen Standort fürs Prachtstück auszuwählen, fachgerechte Kommentare und Verbesserungsvorschläge inklusive, versteht sich. Sei’s drum, wie viele Enkelinnen auch immer zum Spielen kommen mögen, Streit wegen ungeklärter Besitzverhältnisse wird es nicht geben, denn eines steht fest: Das Puppenhaus gehört Opa!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort