Die Familienkolumne Ein bisschen Nerd ist voll okay

Geldern · Es ist in Ordnung, nicht jedem Trend hinterherzulaufen. Manchmal sind es gerade die alten Dinge, die heute noch genauso viel Spaß machen.

Anke Kirking schreibt regelmäßig über das Leben als Familienmanagerin

Anke Kirking schreibt regelmäßig über das Leben als Familienmanagerin

Foto: Gottfried Evers

Als ich noch zur Schule ging, gab es ein paar Mitschüler, die immer die neuesten Trends hatten. Von der Dieselhose über die Jordans oder den Pullover von Benetton. Mir hingegen war völlig schnuppe, was ich da trug. Bunt gemischt zog ich das aus dem Schrank, was da gerade so drin lag. Damit wurde ich auch schon mal gehänselt und aufgezogen. Mein Motto war dann immer: „Lieber Hochwasser in der Hose, als als Litfaßsäule für Firmen zu fungieren“.

Das Phänomen von damals gibt es heute noch. Manche sind stets in den angesagtesten Markenklamotten gekleidet oder haben als Erwachsene die Trendobjekte aus der Elektronikwelt. Als wenn der Spruch „Kleider (Geräte) machen Leute“ der Heilige Gral der Lebenskultur sei. Bei meinen Kindern ist dieser Anspruch zum Glück nicht vorhanden. Sie legen weder Wert auf bestimmte Marken noch auf angesagte Elektronik. Oftmals teilen sie sich sogar ein Hobby: wie den Zauberwürfel. Mein Großer hat zuerst damit angefangen, und daraus hat sich eine richtige Obsession entwickelt. Das Geräusch des Würfels, der unter den flinken Fingern schon fast geknetet wird, ist allgegenwärtig. Mittlerweile sogar in Stereo, denn der Jüngste löst nun auch die ersten Würfel.

Klar, den Zauberwürfel gibt es schon ewig. Zu meiner Jugendzeit war der noch mit farbigen Aufklebern versehen, die ich dann abgeknibbelt habe, um mich so ans Ziel zu pfuschen. Mein Interesse galt später mehr dem „Twisty Cubo“ von Rubik oder der Uhr. Ein kniffliges Dreh-Geduldsspiel mit 18 Uhren, neun auf der Vorderseite, neun auf der Rückseite, die alle auf 12 Uhr stehen müssen. Allerdings habe ich die Uhr nie gelöst – mein Sohn nach nur zehn Minuten.

So sitze ich manchmal auf dem Balkon und lese ein Buch, lausche dem Geräusch der Zauberwürfel, denke an die Zeit, als ich noch jugendlich war und gerne etwas unangepasst. Heute heißt das ja Nerd. Dann höre ich aus dem Wohnzimmer so Wörter wie „Corner Cutting“ oder „Algorithmen“ und Stolz erfüllt mein Herz.

Diese Kerle da sind genau richtig, so wie sie sind.

Anke Kirking lebt mit ihren Söhnen im Alter von zehn und 14 Jahren in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin. Foto: EVE

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