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Angehende Erzieher Ausbildung für mehr Fachkräfte

Gelderland · In Nordrhein-Westfalen gibt es zu wenige Erzieherinnen und Erzieher. Die integrierte PIA-Ausbildung soll helfen, den Fachkräftemangel zu entschärfen. Auch im Kreis Kleve wird sie angeboten.

 Rebecca Jordan (links) ist stellvertretende Einrichtungsleiterin im Familienzentrum Lummerland in Geldern. Paulina Leupers macht dort eine PIA-Ausbildung.

Rebecca Jordan (links) ist stellvertretende Einrichtungsleiterin im Familienzentrum Lummerland in Geldern. Paulina Leupers macht dort eine PIA-Ausbildung.

Foto: Lebenshilfe Gelderland

Fachkräftemangel, wohin man blickt. „Da machen wir nicht mit“, sagt Andrea Weyers, Fachbereichsleiterin für die Inklusiven Kindertageseinrichtungen bei der Lebenshilfe Gelderland gGmbH. Sie und ihr Team setzen seit gut drei Jahren voll auf die Praxisintegrierte Ausbildung für Erzieherinnen und Erzieher, kurz PIA. „Damit bilden wir unseren Nachwuchs im Rahmen eines attraktiven Modells zu echten Experten für die inklusiven Einrichtungen aus und können anschließend allen einen unbefristeten Vertrag anbieten“, schildert Andrea Weyers. Der Unterschied zur bisherigen Ausbildung für Erzieher besteht in der engeren Verknüpfung von Praxis und Theorie sowie der Vergütung bereits ab dem ersten Ausbildungsjahr. Zuvor waren zwei Jahre schulische Ausbildung und ein unbezahltes Anerkennungsjahr Standard – bei der PIA werden Schulausbildung und der Ausbildungsplatz in einer sozialen Einrichtung drei Jahre lang kombiniert, beispielsweise in Form von zwei Tagen Berufskolleg und drei Tagen Arbeiten in einer Kindertageseinrichtung.

Nicht nur in den Einrichtungen der Lebenshilfe wird die PIA-Ausbildung angeboten. Auch in den Kindertagesstätten der Caritas sind aktuell sechs Erzieherinnen und Erzieher in Ausbildung, die sich für den „PIA-Weg“ entschieden haben. „Das ist im Endeffekt wie eine Ausbildung“, sagt Vanessa Gehrke von der Caritas Geldern-Kevelaer. Die angehenden Erzieher sind in den Kindertagesstätten vor Ort, arbeiten dort mit – absolvieren also keine rein schulische Ausbildung. Auch Gehrke sieht PIA als einen Weg, dem Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten entgegenzuwirken. 

Der Erziehermangel ist ein valides Problem in den deutschen Kindertagesstätten. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi fehlen alleine in Nordrhein-Westfalen rund 64.000 Kita-Fachkräfte.

Entwickelt wurde PIA 2012. Zunächst wurde das Programm nur in Baden-Württemberg angeboten, inzwischen kann man den Weg deutschlandweit gehen. Im Gegensatz zur schulischen Ausbildung wird PIA tarifgerecht vergütet. Im ersten Jahr bekommen die angehenden Erzieher im Tarifgebiet West etwa 981 Euro, im dritten Jahr 1129 Euro.

Für den Fachbereich der Inklusiven Kindertageseinrichtungen der Lebenshilfe Gelderland ist die Entwicklung der Bewerber höchst erfreulich. Aktuell sind in den elf Inklusiven Kindertageseinrichtungen 19 PIA-Kräfte beschäftigt, „und wir setzen uns weiter dafür ein, dass dieser Trend ausgebaut wird und freuen uns immer über Bewerbungen“, so die Fachbereichsleiterin. Im Rahmen dieses neuen Modells werde der Einrichtungsträger zum Ausbildungspartner – eine enge Kooperation zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb sei dadurch gegeben. „Darüber hinaus sprechen unsere modernen Einrichtungen die jungen Menschen sehr an“, ergänzt Andrea Weyers, „Teamarbeit und wertschätzender Umgang haben bei uns oberste Priorität.“

Das PIA-Modell entpuppt sich vor allem auch für die Einrichtungsleitungen als Glücksgriff. „Das ist unsere Zukunft“, sagt Simone Wäger, Leiterin der Inklusiven Kindertageseinrichtung Wiesenzauber in Kevelaer, „die direkte Anwendung des erworbenen Wissens macht die erzieherische Tätigkeit für die Azubis aus.“ Ihre Kollegin Petra Burkert-Hendricks, Leiterin des Familienzentrums Sternschnuppe in Kevelaer, ergänzt: „So können schulische Inhalte leichter vermittelt werden. Durch Erfahrung ist der Unterrichtsstoff leichter nachvollziehbar.“ Ihre PIA, Aimée Ewert (21), ist seit August 2020 in der Ausbildung. Für sie war mitentscheidend, dass sie bereits im ersten Jahr Gehalt bekommt und „dass man über einen längeren Zeitraum mehr Kontakt zu den Kindern hat“, beschreibt sie. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Azubis sich ausprobieren können und ihre Ideen und Wünsche äußern dürfen“, unterstreicht die Einrichtungsleiterin der Arche Noah in Issum, Verena Janßen.

 Sowohl am Berufskolleg Kleve als auch Geldern ist die Ausbildung möglich. Die Lebenshilfe Gelderland macht sich stark für die Ausbildung junger Menschen, aber auch Quereinsteiger, beispielsweise Kinderpfleger oder Sozialassistenten. Die Mitarbeitenden stecken viel Zeit und große Fachkompetenz in die Ausbildung ihrer Schützlinge. Sie sind sich sicher, dass die jungen Menschen vor allem durch die Vielfalt der inklusiven Tätigkeit sehr viel lernen. Eine professionelle Praxisanleitung sowie das Durchlaufen aller Gruppenformen seien selbstverständlich.

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