Für krebskranke Kinder Neunjährige aus Geldern spendet ihre Haare

Geldern · Die neunjährige Amelia Borowka hat sich ihre langen Haare abschneiden lassen, um sie an krebskranke Kinder zu spenden. Sie zeigt, wie viel Mut, Willensstärke und Nächstenliebe schon Kinder haben können.

 Die neunjährige Amelia Borowka aus Geldern spendet ihr Haar für eine Perücke für krebskranke Kinder. Mit ihren kurzen Haaren ist Amelia mehr als glücklich.

Die neunjährige Amelia Borowka aus Geldern spendet ihr Haar für eine Perücke für krebskranke Kinder. Mit ihren kurzen Haaren ist Amelia mehr als glücklich.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Amelias Mutter musste die Neunjährige anbetteln, dass die Haare erst nach der Kommunion fallen. Immer wieder hatte Karolina Borowka ihrer Tochter gesagt, dass sie nicht mehr lange warten müsse. Aber zur Erstkommunion sollte die Grundschülerin noch einen Dutt tragen. Zwei Tage nach der Feier saß Amelia dann auf dem Friseurstuhl. Einen Zopf kann sie nun nicht mehr machen, ihre dunkelblonden Haare reichen noch bis zum Kinn. Was für andere Mädchen wohl eine Katastrophe wäre, war für die Neunjährige aus Geldern ein lange gehegter Wunsch.

Schon vergangenes Jahr hatte die Grundschülerin aus Geldern den Entschluss gefasst, sich die Haare abschneiden zu lassen und den Zopf zu spenden. Aus den Haaren soll eine Perücke für krebskranke Kinder werden. „Ich hatte auf Youtube ein Video gesehen von Mädchen, die ihre Haare spenden“, sagt die Neunjährige. Von da an gab es kein Zurück mehr, Amelia konnte es kaum abwarten. Als die Haare fielen, gingen sie ihr bis zur Mitte des Rückens. „Auf dem Friseurstuhl habe ich Amelias Gesicht beobachtet“, erzählt die Mutter. „Sie war voller Freude und Erleichterung, als die Haare ab waren.“ Etwa 30 Zentimeter ist der Zopf lang, den sie bereits in eine Geschenktüte verpackt hat. Mindestens 25 Zentimeter müssen es sein, damit daraus eine Echthaar-Perücke werden kann.

 So lang waren Amelias Haare, bevor der Friseur den Zopf der Neunjährigen abgeschnitten hat.

So lang waren Amelias Haare, bevor der Friseur den Zopf der Neunjährigen abgeschnitten hat.

Foto: Borowka

Amelias Haarspende hatte auch persönliche Gründe: Eine Nachbarin der Familie war an Krebs erkrankt, sie hatte durch die Chemotherapie alle Haare verloren. „Darum wollte ich unbedingt für Leute spenden, die auch Krebs haben“, sagt Amelia.

Für ihre Aktion musste die Neunjährige aber auch Widerstände aushalten. In ihrer Freizeit tanzt sie in der Garde des Gelderner Karnevalsvereins KKG – dort müssen die Mädchen eigentlich lange Haare haben, um einen Dutt tragen zu können. Auch viele Freunde und Familienmitglieder waren zunächst nicht erfreut, dass die lange Mähne fallen sollte. „Aber als sie erfahren haben, dass ich die Haare spende, war es für alle okay“, sagt Amelia. Vor allem die Schulfreunde seien von der Entscheidung geschockt gewesen. „Oh mein Gott, warum hast du das gemacht?“, sei die Reaktion vieler Schulkameraden gewesen. „Aber jetzt haben sie sich schon daran gewöhnt“, sagt Amelia. „Das war bei der Brille auch so.“

Manchmal macht sich Karolina Borowka sogar etwas Sorgen um ihre Tochter. „Sie ist ein unglaublich liebes Mädchen. Aber sie hat auch einen starken Willen, ist sehr selbstbewusst und dominant“, sagt die Mutter. „Wenn Amelia sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie das auch durch. Ich bin gespannt, wie das wird, wenn sie erst einmal 16 oder 17 Jahre alt ist.“ Beim Haareschneiden hat die Geldernerin ihre Tochter tatkräftig unterstützt: „Das war für mich wirklich berührend“, sagt Karolina Borowka. „Amelia hat ihre Haare geliebt.“

Trotzdem bereut die Neunjährige ihre Entscheidung nicht. „Ich finde es schön, es fühlt sich gut an“, sagt sie und wuschelt sich durch das kurze Haar. Jetzt will sie die Mähne erst einmal wieder wachsen lassen. Dann kann sie sich zum Start der Karnevalssaison im November wahrscheinlich wieder einen Dutt machen. Und wenn die Haare dann wieder ganz lang sind, will sie den nächsten Zopf auch wieder spenden.

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