Die Lehrer-Kolumne Ohne Kunst und Kultur wird’s still

Geldern · Kreativität wird viel zu wenig an unseren Schulen gefördert, findet unser Autor. Wenn er Schulminister wäre, würde er Kunst, Musik und Theater in die Stundenpläne schreiben.

 Ewald Hülk taucht gerne in die kreativen Schülerwelten ein.

Ewald Hülk taucht gerne in die kreativen Schülerwelten ein.

Foto: Ewald Hülk

Lange hatte ich mich auf diesen Abend gefreut: Nach mehr als zwei Jahren coronabedingter Pause öffnete sich letzten Samstag für unser Theater-Team wieder der Vorhang, und ein neues Musical aus der Feder meiner Kollegen hatte Weltpremiere. Wie sehnte ich doch diesen Augenblick herbei! Warum?

Diese Aufführungen in unserer Schulaula offenbaren, was ich nicht gut kann und wieso ich zu meinen Schülern bewundernd emporschaue: einfühlsames Schauspiel in eigenhändig genähten Kostümen, virtuoser Gesang, quicklebendiger Tanz – und das inmitten einer aufwändig gestalteten Bühnenkulisse mit filigran gefertigter Requisite. Nicht nur uns Lehrern geht da das Herz auf!

Es zeigt, wozu Schüler in der Lage sind. Was können sie nicht alles besser als wir „Akademiker“! Hier offenbart sich, dass ein Schulleben auch jenseits der Interpretation von schwülstiger romantischer Lyrik und weltfremder Integralrechnung existiert. Hier zeigt sich kreatives schauspielerisches Talent, das Gefühle weckt und auf eine neue Ebene hebt. Hut ab!

„Ohne Kunst und Kultur wird‘s still“, lautet ein bekannter Slogan in der scheinbar nie endenden  Corona-Zeit. Wie wahr! Denn Kunst und Kultur, egal ob auf renommierter Theaterbühne oder „nur“ in einer Schulaula, haben nicht nur eine Aufgabe: Sie unterhalten uns nicht nur. Nein, sie laden uns vielmehr dazu ein, in eine andere Welt einzutauchen, mit der uns eigenen Fantasie zu spielen, und sie fordern zum Nachdenken auf!

Aber das gilt keinesfalls nur für Darbietungen von älteren Schülern. In gleichem Maße glänzen auch bei Aufführungen, die beispielsweise Grundschüler im Rahmen von pädagogischen Zirkusprojekten in die Manege zaubern, die Augen von Lehrern, Eltern und Großeltern.

Mir macht das deutlich: Kreativität wird viel zu wenig an unseren Schulen gefördert! Wie kann es sein, dass in vielen Jahrgängen, insbesondere an weiterführenden Schulen, weder Kunst noch Musik noch Theater auf der Stundentafel stehen? Wenn ich Schulminister wäre, würde ich das ändern wollen!

Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern. Foto: Hülk

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