Ihre Tochter lebt am Starnberger See. Wie ist das Fahrradfahren am Niederrhein im Vergleich zu Bayern?
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Interview | Kreis Kleve · Heinz-Theo Angenvoort (62) legt pro Jahr zwischen 4000 und 6000 Kilometer mit dem Rad zurück – auch mit seinen Enkelkindern. Uns hat er verraten, warum er immer einen Plan B in der Tasche hat.
Heinz-Theo Angenvoort Einfacher (lacht). In Bayern geht es ständig rauf und runter. Am Niederrhein ist es schön flach – und damit kinderfreundlich.
Den Niederländern wird nachgesagt, dass sie die besten Fahrradwege hätten. Lässt sich das auch vom Niederrhein sagen?
Angenvoort Ich würde schon behaupten, dass wir deutschlandweit über ein sehr gutes und vor allem sehr gut ausgeschildertes Radwegenetz verfügen. Im Gegensatz zu den Bayern verfügen wir auch über ein Knotenpunktsystem. Man muss nicht mal Karten lesen können, es reicht, wenn man sich ein paar Nummern notiert. Die Kreiswirtschaftsförderung hat erst vor Kurzem einen neuen Knotenpunktplan herausgegeben, den man kostenlos anfordern kann.
Was macht denn die Wege Ihrer Meinung nach besonders kinderfreundlich?
Angenvoort Wenn wir uns anschauen, welches Netz wir haben, dann sind das vielfach landwirtschaftlich genutzte Wege, die einen guten Asphaltuntergrund bieten. Von der Gemeinde Kerken weiß ich, dass es dort ein spezielles Programm für Wirtschaftswege gibt, die dadurch regelmäßig auch für touristische Zwecke saniert werden. Natürlich finden sich hier und da auch ein paar Sand- oder Schotterwege, aber das ist dann meist in Waldgebieten.
Welche Streckenlänge kann man Kindern zumuten?
Angenvoort Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, sondern ist abhängig vom Alter und davon, wie robust das Kind ist. Man muss das antesten und mit kleinen, kurzen Strecken beginnen. Wenn man weiß, was man den Kindern zumuten kann, lassen sich sicherlich Strecken um die 25 bis 30 Kilometer zurücklegen. Vorausgesetzt, man hat den ganzen Tag Zeit.
Sollte man die Kinder bei der Planung miteinbeziehen?
Angenvoort Auf jeden Fall. Man kann ihnen auch zwei Strecken zur Auswahl geben, dann hat man hinterher weniger Ärger (lacht).
Welche Kinderräder eignen sich für eine Tour?
Angenvoort Auch das hängt sehr vom Alter und vom Können der Kinder ab. Bei längeren Strecken gibt es auch die Möglichkeit, die Kinder anzukuppeln – nennt sich Nachziehrad. Ansonsten gilt: Das Kinderfahrrad sollte technisch in Ordnung sein.
Welche Räder fahren ihre Enkelkinder?
Angenvoort Das erste Fahrrad, das Paula von Oma und Opa geschenkt bekommen hat, ist von der österreichischen Firma Woom, ein sehr leichtes Aluminiumrad. Sie hat darauf total einfach Radfahren gelernt. Weil es keinen Rücktritt hat, musste sie das Rad nur mit den Bremsen am Lenker beherrschen. Ihr Bruder dagegen hat noch keinen Bock auf Fahrradfahren, der fährt lieber Roller.
Was halten Sie von E-Bikes für Kinder?
Angenvoort Am Niederrhein sehe ich keinen Bedarf. In anderen Regionen mit vielen Steigungen ist das was anderes.
Haben Sie ein paar Tricks auf Lager, wie man Kinder unterwegs bei Laune hält?
Angenvoort Am besten hat man immer einen Plan B in der Tasche. Die meisten Touren lassen zum Beispiel auch Abkürzungen zu. Auch sollte man immer genügend Pausenstopps einrechnen, damit Kindern die Strecke nicht so lang vorkommt. Vielleicht hat man auch einen Radanhänger. Wenn die Kinder vor lauter Erschöpfung nicht mehr können, kann man sie dort reinsetzen und das Kinderfahrrad mitaufhängen.
Was macht man, wenn gar nichts mehr geht?
Angenvoort Die Frage ist, wie sehr die Situation eskaliert (lacht). Wenn sich das Kind schreiend auf den Boden schmeißt, dann heißt es umplanen. Vielleicht kann dann Mama oder Papa vorfahren und schon mal das Auto holen...
Gibt es Dinge, die auf einer Fahrradtour nicht fehlen dürfen?
Angenvoort Essen und Trinken, auch etwas zum Trösten sollte man dabei haben, vielleicht das Kuscheltier oder ein paar Süßigkeiten. Außerdem empfiehlt sich: Flickzeug, Werkzeug, Regensachen, Erste-Hilfe-Set, Handy und Helme. Die Helme nicht nur mitnehmen, sondern aufziehen. Auch die Erwachsenen. Sie sind Vorbild.
Worauf ist zu achten, wenn man als Familie fährt?
Angenvoort Dass man die Kinder in die Mitte nimmt. Ein Erwachsener sollte vorne wegfahren, der andere nach hinten absichern. Auch klare Kommandos können helfen: Wenn ich mit einer Gruppe unterwegs bin, rufe ich zum Beispiel „Poller!“ oder „Glas!“, dann sind alle gewarnt.