Kolumne „Aus dem Klassenzimmer“ Freude über die Ferien und ihr Ende

Geldern · Sechs Wochen Sommerferien – große Freude, großer Luxus, findet unser Lehrer-Kolumnist. Dennoch freut er sich auch auf den ersten Schultag.

 Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern.

Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern.

Foto: Hülk

Für mich war es eine unangenehme Situation. Zugegeben: Sie ereignete sich bereits vor zwei Jahren, am ersten Samstag der Sommerferien. Die Schlange morgens beim Bäcker war lang. Unglücklicherweise stand ich neben einer mir bekannten Lehrerin einer anderen Schule. „Endlich Ferien! Wurde aber auch Zeit“, begann sie für jeden gut hörbar ihr Stöhnen über die Anstrengungen des Lehrerseins. Mit ihren Klagen und ihrem Nörgeln fand sie kein Ende.

Mir schossen da ganz andere Gedanken durch den Kopf: Was mögen wohl die Bäckereifachverkäuferinnen denken, die tagtäglich morgens um 4 Uhr den Backofen anschmeißen, damit der Kunde frische Brötchen auf dem Frühstückstisch hat? Oder der Handwerker, der nach körperlich harter Arbeit erst abends spät Feierabend machen kann, weil seine Arbeitskraft so nachgefragt ist? Oder die alleinerziehende Mutter, die neben dem Job noch den Haushalt regeln und sich um ihr Kind kümmern muss? Oder die Verwaltungsangestellte, die mit 26 Urlaubstagen im Jahr haushalten muss?

Zugegeben: Der Lehrerberuf ist keinesfalls das Zuckerschlecken, wie manche meinen. An Berufskollegs gibt es Lehrer, die jedes Jahr innerhalb von drei bis vier Wochen 100 Prüfungsarbeiten korrigieren müssen, zudem in dieser Zeit zahlreiche mündliche Prüfungen abnehmen und in den Fachschulen viele Kolloquien durchführen müssen. Ich kenne auch Lehrer, die in einem sozialen Brennpunkt aufgezehrt werden. Aber seien wir doch mal ehrlich: Trotz gewisser Anforderungen, die ein Außenstehender nicht sehen kann, haben wir doch viele Vorteile. Ich nenne nur ein Beispiel: sechs Wochen Sommerferien! Macht 42 Urlaubstage am Stück! Und dann noch die anderen Ferien, in denen man zwar auch einiges zu tun hat – Stichwort Klassenarbeiten korrigieren –, aber doch auch die freie Zeit genießen kann.

Daran dachte ich, als die Lehrerin mir morgens beim Bäcker die Ohren zuquatschte. Natürlich habe auch ich mich auf die Sommerferien gefreut. Aber genauso schön finde ich es, dass es Ende August endlich wieder losgeht!

Ewald Hülk ist Studiendirektor am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern und berichtet von seinem Leben als Lehrer. FOTO: HÜLK

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