Frauenkolumne Ein bisschen mehr Feminismus, bitte

Kreis Kleve · Viele Vorurteile sind verbunden mit dem Begriff Feminismus – zu unrecht, wie unsere Kolumnistin findet. Sie wünscht sich mehr Mut bei dem Thema.

 Maren Haukes-Kammann ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet bei der Frauenberatungsstelle IMPULS in Goch

Maren Haukes-Kammann ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet bei der Frauenberatungsstelle IMPULS in Goch

Foto: Haukes-Kammann

Für viele Mädchen und Frauen ist Feminismus ein Wort, das ihnen nur schwer über die Lippen geht und zudem noch negativ behaftet scheint. Wir haben gleich Vorurteile, Bilder und Assoziationen im Kopf – vielleicht denken wir an Begriffe wie „Kampf-Emanze“ oder „Männer-Hasserin“, mit denen wir uns nicht identifizieren können und wollen. Aber was verbirgt sich hinter diesem so vielfältig interpretierten Begriff?

Feminismus setzt sich gleichermaßen auf sozialer wie gesellschaftspolitischer Ebene kritisch mit Geschlechterrollen, Gleichberechtigung, Menschenrechten und nicht zuletzt Sexismus auseinander und stellt damit auch unsere heutigen Lebensmodelle auf den Prüfstand. Im Dialog mit anderen wird deutlich, dass viele Mädchen und Frauen sich auf den ersten Blick nicht sonderlich benachteiligt erleben. Uns wird auch immer suggeriert, dass vieles möglich ist – schließlich haben wir eine Kanzlerin! Lassen wir uns tiefer auf das Thema ein, wird fast immer deutlich, dass doch viele Fragen und Unsicherheiten durch unsere Köpfe schwirren.

Zum Beispiel: Immer mehr junge Frauen machen einen guten Schul- und Studienabschluss, bilden und qualifizieren sich weiter, erweitern persönliche, soziale, berufliche Kompetenzen. Aber wo sind sie in der Arbeitswelt vertreten? Wie wählen Frauen und Männer ihre Berufe aus? Warum gibt es Arbeitsbereiche, in denen immer noch eine klassische Rollenverteilung herrscht? Wie gleichberechtigt sind wir Frauen, wenn es um gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit geht? Wer besetzt wichtige Positionen in den Chefetagen und Führungsebenen? Und wo sind da die Mütter? Wer nimmt den überwiegenden Teil der Elternzeit und arbeitet danach viele Jahre – wenn überhaupt – in Teilzeit? Wie zufrieden sind wir Frauen mit uns selbst, beim ständigen Streben nach innerlicher und äußerlicher Perfektion? Welches Bild von Weiblichkeit prägt unsere Gesellschaft?

Wenn wir nicht selbst diese Themen präsent halten, wer tut es dann? Ein bisschen mehr Mut zum Feminismus, bitte!

Maren Haukes-Kammann ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet bei der Frauenberatungsstelle Impuls in Goch. Foto: Impuls

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