Die Familien-Kolumne Gemischte Tüte vom Kiosk des Lebens

Unsere Autorin fragt sich, ob alles, was in ihrem Leben passiert ist, so passiert wäre, wenn sie sich es ausgesucht hätte. Und kommt zu dem Schluss, dass das Leben weniger spannend wäre, wenn man sich alles aussuchen kann, was einem geschieht.

 Anke Kirking berichtet an dieser Stelle aus ihrem Leben als Familienmanagerin.

Anke Kirking berichtet an dieser Stelle aus ihrem Leben als Familienmanagerin.

Foto: Gottfried Evers

Die Ferien neigen sich dem Ende entgegen und die ein oder andere Seite im Tagebuch konnten wir mit bunten Erinnerungen füllen. Der Tag im Freibad auf der Liegewiese, zwischen Sonnencremegeruch und juchzenden Kindern, die ins Wasser springen. Der Städtetrip nach Hamburg und die vielen Eindrücke einer Großstadt. Dann noch die spontanen Dinge, die das Leben versüßen. Das aufregende Gefühl: eine bunte Tüte vom Kiosk des Lebens in den Händen zu halten. Abends, wenn es ruhig wird und meine Jungs neben mir auf dem Sofa sitzen, fällt mir immer mehr auf, wie groß sie schon geworden sind. Welche Klippen sie schon umschiffen mussten, was sie schon alles gesehen und erlebt haben – Schönes, Trauriges, Erstaunliches und Schmerzhaftes.

An meinem inneren Auge ziehen die Bilder vorbei als Mino noch klein war und schon unheimlich gut sprechen konnte. Seine Gabe für die Sprache, seine perfekt formulierten Sätze. Jetzt wird er bald 14 Jahre alt und kommt in die 9. Klasse. Sein Bruder Béla wirkt auf mich auch schon so „groß“, dabei ist er doch „der Kleine“. Er hatte als Kleinkind schon den Schalk im Nacken und hat uns mit seinen Aktionen schon oft unbewusst zum Lachen gebracht. Kein Klettergerüst war vor ihm sicher. Nach den Ferien wechselt er auf die Weiterführende Schule und wird schon zehn Jahre alt. Da staune ich immer wieder, wie schnell doch die Zeit vergeht. Nun steh ich da, mit meiner bunten Tüte vom Kiosk des Lebens und frage mich manchmal, ob man sich den Inhalt wirklich so ausgesucht hätte, wenn man vorher schon gewusst hätte, wie es schmeckt? Andererseits wäre die Tüte wahrscheinlich nicht so bunt, wenn da nur Sachen drin sind, die man mag. Diese Spitztüte vom Kiosk birgt noch die ein oder andere Überraschung, denn bis zum Boden der Tüte kann ich zum Glück nicht gucken. Manchmal wissen wir auch nicht, wer alles den Inhalt mitbestimmt und warum wir bestimmte Sachen in der Tüte haben, obwohl wir sowas doch gar nicht mögen. Für meine Jungs wünsche ich mir jedenfalls, dass sie ihre Tüte nicht allein „tragen“ müssen. Dass meine Jungs mir auch mit 20, 30 oder 40 Jahren erzählen, was sie so alles erlebt haben und wie es ihnen geht. Eigentlich wünsche ich mir, dass die Zeit nicht so schnell vorbeigeht und wir noch lange zusam Urlaub machen, Abenteuer erleben und auch mal unsere verrückten Ideen ausleben können.

Anke Kirking lebt mit ihren Söhnen im Alter von neun und 13 Jahren in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin. Foto: EVE

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