Die Familien-Kolumne Unabhängig und frei

Geldern · Worte können Waffen sein. Ein paar einfache Regeln in der Kommunikation sollte daher jeder beherrschen und auch mit den Kindern einüben.

 Anke Kirking über unbedachtes Reden.

Anke Kirking über unbedachtes Reden.

Foto: Gottfried Evers

Wer Kinder hat, wird den Spruch „Kindermund tut Wahrheit kund“ kennen. Das ist manchmal ein peinliches, aber auch befreiendes Recht. Egal, ob sie an der Supermarktkasse rausposaunen, dass der Mann da sehr dick ist, oder sie das frisch gekochte Essen einfach ekelig finden. 

Mit der Zeit lernen die Kinder, wie sie Kritikpunkte besser formulieren können. Doch damit verlieren sie leider auch etwas von der Spontanität und Unbedarftheit ihrer Sprache. Nun ist Sprache ja von Berufs wegen quasi mein Steckenpferd, und mir ist es sehr wichtig, dass meine Jungs sich frei, aber zuweilen auch mit Bedacht äußern können. Dass jemand zu dick ist, liegt zum einen im Auge des Betrachters, zum anderen sollte man seine subjektive Beobachtung auch als solche kennzeichen. Also sollte der Satz beginnen mit: „Ich finde…“ oder „Meiner Ansicht nach...“.

Es gibt allerdings auch viele Erwachsene, die derartige Kommunikationsregeln nicht beherrschen oder befolgen. Wer sich in den sozialen Medien tummelt, weiß, was ich meine. Auf den einschlägigen Plattformen wird sich gegenseitig beschimpft, anonym getrollt und gemobbt – alles unter dem Begriff „Meinungsfreiheit“. Und ja, sie ist ein hohes Gut. Doch wenn mich meine Kinder fragen, warum manche Menschen so gemeine oder auch sachlich falsche Dinge behaupten,  finde ich kaum noch eine Antwort darauf. Wichtig ist, dass man sagen kann, was man denkt und fühlt. Doch Worte sind Waffen und können zuweilen verletzen wie ein Faustschlag ins Gesicht.

Ein paar einfache Regeln in der Kommunikation sollte daher jeder beherrschen und auch mit den Kindern einüben. Wer sich auf diesem Gebiet mal etwas Wissen aneignen möchte, dem empfehle ich das „Vier-Ohren-Modell“ von Friedemann Schulz von Thun, die tollen Youtube-Videos von Vera F. Birkenbihl oder die „Anleitung zum Unglücklichsein“ von Paul Watzlawick.

So könnte es mir beim nächsten Supermarktbesuch durchaus passieren, dass meine Kinder mich darauf aufmerksam machen, dass ich nicht so viel rummeckern soll, wenn es wieder mal nicht schnell genug geht an der Kasse. Schließlich ist es ja nur meine subjektive Empfindung, dass die Kassiererin trödelt.

Ich gelobe Besserung.

Anke Kirking lebt mit ihren Söhnen im Alter von neun und 13 Jahren in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin. Foto: EVE

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