Studenten-Kolumne Ein ungewöhnlicher Geburtstag

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein... Das singen wir für meine Mutter, die heute Geburtstag hat. Aufgewacht sind wir inmitten eines grünen Tals der italienischen Alpen, fernab von jeglicher Zivilisation.

 Jana Rogmann aus Kevelaer leistet Freiwilligendienst in Bolivien

Jana Rogmann aus Kevelaer leistet Freiwilligendienst in Bolivien

Foto: Jana Rogmann

Mit dem Rucksack auf dem Rücken, vollgepackt mit Schlafsack und Essen, der Wanderkarte in der Hand und der Sonnenbrille auf dem Kopf sind wir einen Tag vorher losgewandert – zum Bivacco, einer unbewirtschafteten Hütte mitten im Tal des Nationalparks Val Grande.

Nach einem kurzen Frühstück geht es von dort aus auch weiter über einen Gipfel zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Auf dem Weg kommen uns heute viel mehr Wanderer entgegen als gestern, wegen des Feiertages. Mama hat jedes Jahr an Maria Himmelfahrt Geburtstag, das in Italien ziemlich groß gefeiert wird. „Schade, dass ich nicht sehen kann, wer mir gratuliert hat. Der Akku ist gestern Abend leer gegangen“, überlegt meine Mutter. Ich gucke sie verständnislos an – ich habe mein Handy direkt im Ferienhaus gelassen – und genieße weiter die Aussicht auf die schneebedeckten Alpen.

Dann machen wir uns an den Abstieg den Berg hinunter. Erschöpft, aber glücklich kommen wir abends an unserem Ferienhaus an. Dort macht mein Vater sich daran, ein leckeres Geburtstagsessen zu kochen, während meine Mutter endlich ihre Nachrichten checken kann. Nachdem sie keine einzige empfangen hat, checkt sie erstmal das Datum. Dann guckt sie uns erschrocken an: „Ihr Pappnasen, ich habe heute gar nicht Geburtstag!“ Papa kommt aus der Küche gerannt und kann es gar nicht glauben. Doch tatsächlich – wir haben uns alle im Datum vertan. Lachend stoßen wir beim Abendessen mit einer Flasche Sekt an. Auf Mamas Geburtstag. Der doch erst morgen ist.

Am nächsten Morgen stehen wir wieder an Mamas Bett: „Montag, Dienstag, Mittwoch, das ist ganz egal. Dein Geburtstag kommt im Jahr doch nur zweimal!“

Jana Rogmann, 18 Jahre alt, kommt aus Kevelaer und studiert ab Oktober Komparatistik und englische Literatur in Bonn. FOTO: ROGMANN

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