Die Lehrer-Kolumne Alles andere als ein Wellness-Trip

Geldern · Bei Auslandsreisen geht es auch darum, das Leben in anderen Kuturen kennenzulernen und Vorurteile abzubauen. Auch wenn es nur 17 Stunden in Paris sind.

 Ewald Hülk reiste mit seinen Schülern nach Paris.

Ewald Hülk reiste mit seinen Schülern nach Paris.

Foto: Ewald Hülk

Warum tust du dir das denn an?“ fragte mich eine Bekannte ungläubig, als sie hörte, dass ich in der Woche vor den Ferien für nur einen Tag mit 72 Schülern und drei Kollegen nach Paris gefahren bin. Ungläubig deshalb, weil Hin- und Rückfahrt nachts im Bus waren. Abfahrt: Sonntag, 23 Uhr. Ankunft in Paris: 6 Uhr. Abfahrt von dort: 23 Uhr. Ankunft in Geldern: Dienstag, 5.30 Uhr.

Nicht gerade taufrisch waren wir, als wir uns abends wiedertrafen. Für sogenannte Warmduscher war solch eine Tour nichts. „Aber es hat sich gelohnt“, meinten die Schüler unsisono. Auch wenn es alles andere als ein Wellnesstrip war, den ich da organisiert hatte: Ich würde es wieder tun – der Schüler wegen.

Warum? Ich finde es wichtig, dass gerade junge Menschen die Welt erkunden. Deutschland und der klassische Urlaub an der holländischen Nordsee sind zwar schön. Aber wie viel mehr bietet uns unser Globus doch! Faszinierende Landschaften, große Metropolen, idyllische Örtchen, Kunst und Kultur, Sehenswürdigkeiten en masse. Und das ist nicht alles: Es geht bei Auslandsreisen vielmehr auch darum, das Leben in anderen Ländern kennenzulernen und in einem fremden Land klarzukommen mit den Sprachen, die man in der Schule erlernt hat. Und nicht zu vergessen: Es geht darum, andere Lebensgewohnheiten hautnah zu erleben und zu verstehen und, damit verbunden, klischeehafte Vorurteile abzubauen. In einer globalisierten Welt, die nur mit viel Verständnis füreinander funktionieren kann, wird das immer bedeutender.

Nun gut: Die 17 Stunden in Paris sind nur ein kleines Mosaiksteinchen beim „Erfahren“ der Welt. Mehrtägige Fahrten und Schüleraustausche leisten in dieser Hinsicht mehr. Aber Touren wie diese nach Paris ermutigen Schüler, gerade in jungen Jahren die Welt zu erkunden. Ich bewundere Schüler, die sich trauen, nach dem Abi als Au Pair in die Staaten zu gehen, Work & Travel in Australien zu machen oder sich sozial in Afrika zu engagieren. Nur als junger Mensch, ohne eigene Familie und festen Beruf, hat man solche Freiheiten.

Ewald Hülk unterrichtet als Studiendirektor die Fächer Französisch und Biologie am Berufskolleg Liebfrauenschule in Geldern. Foto: Hülk

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