Die Familien-Kolumne Pflicht und Kür

Geldern · Die Schule hat wieder angefangen, und unsere Autorin leidet mit ihrem jüngsten Sohn. Gegen Stress und schwere Herzen hilft nur Premiumzeit.

 Anke Kirking, für Familienseite, die Familien-Kolumne

Anke Kirking, für Familienseite, die Familien-Kolumne

Foto: Gottfried Evers

Ich muss noch unbedingt daran denken, das Formular zu kopieren und dann auch abzugeben. Am besten fahr ich da vorbei. Oh, und natürlich muss ich die Überweisung für die Klassenkasse noch machen, und zwei Hefte fehlen ja auch noch. Mist, das habe ich schon wieder vergessen. Ja, die Schule hat wieder begonnen und mit ihr auch das Jonglieren mit den ganzen Organisationsabläufen: früh aufstehen, Brote schmieren, Elternabende und Sportzeug kontrollieren.

Ein erhöhter Aufwand ergibt sich in diesem Jahr dadurch, dass der „Kleine“ nun auch an der weiterführenden Schule aufgenommen wurde. Er besucht nun die gleiche Schule wie sein großer Bruder, und darauf hat er sich echt riesig gefreut. Nun ist riesig in dem doppeldeutigen Wortsinn leider nicht nur positiv. Die neue Schule ist halt wirklich groß. Um die 600 Schülerinnen und Schüler bewegen sich innerhalb der Schule von A nach B. Die kleine heimelige Atmosphäre der Grundschule ist nun Vergangenheit. Alles ist hier größer, lauter, schneller und strenger. Die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit steigt proportional zur Größe und Lautstärke der neuen Schule. Kein leichter Start für meinen Sohn.

Als Mama leide ich mit und stehe oft hilflos da. Papa geht es da nicht anders. Die Balance zwischen Pflicht und Kür, zwischen Schulpflicht und Sorgepflicht, zwischen Tränen und Lachen, sie kippt und schwankt. Zudem ist mein Kopf auch voll von Pflichten. So viele Dinge, die sich vor mir auftürmen und nicht weniger werden wollen. Am liebsten möchte ich daraus ein Paket schnüren, es nett verpacken, jemanden in die Hände drücken und sagen: „Hier, halt mal kurz“ und dann einfach abhauen. Leider geht das nicht. Ich muss mir eingestehen, dass ich nicht alles schaffe. Das macht mein Herz schwer.

Mit vollem Kopf und schweren Herzen kann ich aber nicht laufen, höchstens gegen eine Wand. Sehnsucht… hm, dieses Wort beschreibt es gut. Auf der Suche nach… Ruhe, Geborgenheit und Bekanntem. Da kommt mir eine Idee. Wenn die Jungs aus der Schule kommen, koche ich ihnen ihr Lieblingsgericht und wir bauen uns eine Kuschelhöhle wie früher. Dann nehmen wir was Leckeres zum Knabbern mit, und ich lesen was Schönes vor. Premiumzeit gegen volle Köpfe und schwere Herzen.

Anke Kirking lebt mit ihren Söhnen im Alter von neun und 13 Jahren in Geldern. An dieser Stelle berichtet sie alle paar Wochen von ihrem Leben als Familienmanagerin. Foto: EVE

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