Corona und die Langzeitfolgen Pandemie: Vielen Kindern und Jugendlichen geht es nicht gut

Niederrhein · Laut einem Report der DAK-Gesundheit sind in Nordrhein-Westfalen vor allem Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren von Langzeitfolgen betroffen.

In der Corona-Zeit waren mehr Mädchen wegen Depressionen, Essstörungen und Ängsten beim Arzt.

In der Corona-Zeit waren mehr Mädchen wegen Depressionen, Essstörungen und Ängsten beim Arzt.

Foto: dpa/Annette Riedl

Die Corona-Pandemie hat Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in NRW. Zu diesem Ergebnis kommt der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit für Nordrhein-Westfalen. Demnach sind vor allem Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren betroffen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit leiden sie deutlich häufiger unter Depressionen, Essstörungen, Angststörungen und Adipositas.

Für die repräsentative Analyse wurden ambulante und stationäre Behandlungsdaten von 142.000 Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich untersucht und mit der Situation vor der Pandemie verglichen. Danach gingen Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Arzneimittelverschreibungen im Jahr 2021 insgesamt weiter zurück. DAK-Landeschef Klaus Overdiek: „Unser aktueller Report zeigt dringenden Handlungsbedarf bei unseren Kindern. Vielen Mädchen und Jungen geht es nicht gut.“ Er rechne mit Langzeitfolgen für die Kinder. Die Politik müsse dieser Entwicklung schnellstens entgegenwirken.

Die Daten des Kinder- und Jugendreports zeigen, dass vor allem bei Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren die Neuerkrankungsraten bei psychischen Erkrankungen zunehmen. 2021 wurden im Vergleich zu 2019 fast ein Fünftel mehr Teenager aufgrund einer Sprachstörung (plus 18 Prozent) oder einer Entwicklungsstörung (plus 13 Prozent) ärztlich versorgt. Noch deutlich war der Anstieg bei jugendlichen Mädchen: Etwa ein Drittel mehr Mädchen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren wurden mit einer Essstörung (plus 33 Prozent) und ein Fünftel mit Angststörung (plus 21 Prozent) behandelt. Besonders auffällig: Jugendliche Mädchen mit Depressionen wurden verstärkt mit Medikamenten behandelt, die Anzahl der Verordnungen von Antidepressiva stieg um 23 Prozent. Bei den zehn- bis 14-jährigen Mädchen hat sich Antidepressiva-Vergabe sogar mehr als verdoppelt (plus 104 Prozent).  

Mädchen und Jungen leiden zudem unterschiedlich unter den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen. Das zeigt ein Blick in die Altersgruppe der Zehn- bis 14-Jährigen: Hier stiegen die Behandlungen aufgrund einer Essstörung bei Mädchen um 36 Prozent, während bei den Jungen ein Rückgang festzustellen ist (16 Prozent). Deutlicher ist der Geschlechtsunterschied bei Depressionen: Während 13 Prozent mehr Mädchen 2021 erstmalig aufgrund einer Depression behandelt wurden, gab es bei den Jungen einen Rückgang um fünf Prozent. Bei Angststörungen zeigt sich ein ähnliches Bild: Hier sanken die Behandlungszahlen bei Jungen um 22 Prozent, während sie bei Mädchen um ein Prozent stiegen.  

In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen stiegen die Adipositas-Zahlen insgesamt an: Im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum erhielten 18 Prozent mehr Grundschulkinder 2021 die Diagnose Adipositas. Dabei fällt die Zunahme bei den Mädchen (21 Prozent) stärker aus als bei Jungen (15 Prozent). Bei den 15- bis 17-Jährigen ist der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen wesentlich deutlicher: So nahmen 2021 die Neuerkrankungen männlichen Jugendlichen im Vergleich zu 2019 um 30 Prozent zu, bei den Mädchen um zwölf Prozent.

(RP)
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