Kleve Faksimile des Stundenbuchs der Katharina von Kleve im Kurhaus

Kleve · Ein prächtiger Einband aus Leder, edel verzierte Seiten - auch wenn die neueste Schenkung an das Museum Kurhaus den Anschein hat, es stamme aus dem 15. Jahrhundert, handelt es sich doch um eine Reproduktion aus dem Jahr 2009. Wertvoll ist es trotzdem: Bei etwa 10 000 Euro soll der Nennwert des Faksimiles des Stundenbuchs der Katharina von Kleve bereits gelegen haben.

 Ein Blick in das Faksimile des kostbaren Buchschatzes. 157 Illuminationen sind auf 714 Seiten zu sehen.

Ein Blick in das Faksimile des kostbaren Buchschatzes. 157 Illuminationen sind auf 714 Seiten zu sehen.

Foto: Gottfried Evers

Bei Fachhändlern ist eines der insgesamt 980 Exemplare derzeit für etwa 7000 Euro erhältlich. Grund genug also für das Kurhaus und dessen Leiter, Prof. Harald Kunde, sich über die Schenkung an den Verein der Freunde der Klever Museen zu freuen - von einem Spender, der in der Öffentlichkeit anonym bleiben möchte.

Das Original, das sich in der Sammlung der Morgan Library in New York befindet, ist eines der beeindruckendsten Beispiele niederländischer Buchmalerei des 15. Jahrhunderts. 157 Illuminationen finden sich auf den 714 Seiten. "Ein Reichtum, der in der Region seinesgleichen sucht", sagt Harald Kunde. Wer für das Werk verantwortlich zeichnet, hat die Wissenschaft nicht zweifelsfrei klären können. Der Buchmaler, der heute als "Meister der Katharina von Kleve" bezeichnet wird, muss aber die Brüder van Eyck sowie die französischen Künstler seiner Zeit gekannt haben. Angefertigt wurde es wohl in einer Werkstatt in Nimwegen oder Utrecht.

"Bei dem Buch hat es sich um das ganz private Andachts- und Gebetsbuch der Katharina von Kleve gehandelt", sagt Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus. Zuerst war man davon ausgegangen, dass es anlässlich der Hochzeit Katharinas mit dem Grafen von Geldern um 1430 entstanden ist. "Derzeit tendiert die Forschung aber eher dahin, dass das Werk erst 1440, also zehn Jahre nach der Hochzeit, geschaffen wurde", sagt Harald Kunde. Vielleicht sogar als Auftagsarbeit der Adeligen.

Unterteilt ist das Werk in das Marien- und Passionsoffizium, das Offizium der Wochentage, Bußpsalmen und Litaneien sowie das Totenoffizium. "Darüber hinaus finden sich darin so viele Suffragien, wie in keiner anderen Handschrift der Zeit", sagt Harald Kunde. Insgesamt 58 der Fürbitten finden sich in dem Stundenbuch.

Das Original war in der Region zuletzt anlässlich einer Ausstellung 2009 im Museum Valkhof in Nimwegen zu sehen. Damals waren die Seiten einzeln herausgelöst worden und konnten so dem Publikum präsentiert werden. Derzeit evaluiert das Museum Kurhaus noch, wie es sein Faksimile am Besten den Besuchern zugänglich macht. "Am reizvollsten ist für uns derzeit die Möglichkeit eines Digitalisats", sagt Harald Kunde. Etwa, dass Einzelbilder an die Wand projiziert werden, das Werk am Touchscreen nach Belieben durchgeblättert werden kann.

(lukra)
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