Evangelische Kirche Kellen Ab 2021 Gottesdienste nur in Oberstadt

Kleve · Wenn der Um- und Neubau des Zentrums rund um die Versöhnungskirche abgeschlossen ist, wird die evangelische Auferstehungskirche in Kellen nicht mehr als Gottesdienstraum genutzt werden. Was aus dem Gebäude wird, ist offen.

 Bis Ende 2020 feiert de Gemeinde in der Auferstehungskirche. Danach ist die Versöhnungskirche der Ort für den Gottesdienst.

Bis Ende 2020 feiert de Gemeinde in der Auferstehungskirche. Danach ist die Versöhnungskirche der Ort für den Gottesdienst.

Foto: Markus van Offern (mvo)

In Zukunft wird die Versöhnungskirche noch mehr Zentrum sein. Zentrum der Begegnung und eines künftigen Quartiers vielleicht. Das im Allgemeinen. Im Besonderen aber wird sie vor allem noch mehr Zentrum der evangelischen Kirchengemeinde. 1967 im Advent wurde der Neubau der Kirche als Ersatz für die alte Barockkirche an der Großen Straße, die ausgebombt war, eingeweiht. Es ist ein moderner, stolzer Bau am Eingang der City, geradezu perfekt rundet sie den Markt Linde bis heute ab, lädt mit flachen Stufen auf ihren Vorplatz ein, in den Kirchenraum zu kommen. Diese Einladung soll künftiger noch deutlicher  werden. „Wenn das Gebäude saniert ist, wird man von der Linde aus bis in den Kirchenraum hineinschauen können“, freut sich Pfarrer Georg Freuling.

Doch bis dahin dauert es noch eine Weile. Mindestens eineinhalb Jahre Bauzeit hat die Kirchengemeinde eingeplant. Eine Bauzeit, an deren Ende auch ein neues Gemeinde-Erleben stehen wird. Nicht nur, dass Kirche mit Pfarrbüro und Pfarrheim sowie mit dem Jugendheim Effa grundsaniert oder in Teilen neu gebaut sind. Sondern auch, weil dann die Auferstehungskirche in Kellen als Raum für den Gottesdienst keine Rolle mehr spielen wird und die Versöhnungskirche das Zentrum der Gemeinde in Kleve sein soll.

Die Entscheidung, das Gebäude in Kellen nicht mehr als Gottesdienstraum zu nutzen, liegt eine Weile zurück. Das Thema wurde seit 2010 diskutiert und schließlich 2016 beschlossen. Denn auf die Frage, wie sich die Kirche mit ihren Gebäuden aufstellt in einer sich wandelnden Welt, musste eine Antwort gegeben werden. Zumal viele Gebäude auch der evangelischen Kirche in Kleve noch aus den 1950er und 1960er Jahren stammen und entsprechend sanierungsbedürftig sind.

Die Landeskirche rechnet damit, dass die evangelische Kirche im Rheinland bis 2030 rund ein Drittel der Mitglieder und etwa 50 Prozent der Einnahmen verlieren wird. Und auch das Personal wird dieser Prognose nach deutlich reduziert werden. „Zusammengefasst bedeutet das: Kirche wird kleiner“, sagt Freuling. Ein Trend, der zwar in Kleve noch nicht so deutlich zu spüren sei, wie in anderen Kommunen. Aber ein Trend eben, auf den man reagieren müsse. Denn obwohl Kleve Zuzugsgebiet ist: Auch hier schrumpfen die Kirchen, von 2008 bis 2018 hat die Kirchengemeinde Kleve 322 Mitglieder verloren, von 8148 auf 7826.

„Bereits 2026 stehen daher der Kirchengemeinde Kleve nur noch zwei statt drei Pfarrstellen zur Verfügung. Die Kreissynode des Kirchenkreises Kleve hat das bereits 2017 beschlossen. Die evangelische Kirche reagiert dabei nicht nur auf schwindende Finanzen, sondern auch auf die Tatsache, dass der theologische Nachwuchs ausbleibt“, sagt Freuling.

Das ist das Szenario, vor dem diskutiert wurde. „Nach der Gebäudestrukturanalyse, die uns allein 2,5 Millionen Euro Sanierungskosten für alle Bauten prognostizierte, war klar, dass eine Entscheidung gefällt werden musste“, sagt Freuling. Die Gemeinde entschied, sich in Kleve auf einen Gottesdienstort zu konzentrieren. Danach wurde entschieden, dass die Versöhnungskirche saniert wird und die Auferstehungskirche noch bis zum Abschluss dieser Sanierung  genutzt wird. Während an der Linde gebaut wird, gibt es für Gottesdienstbesucher einen Shuttle  nach Kellen. Ob es später einen solchen auch von Kellen nach Kleve geben wird, darüber wird nachgedacht.

„Wir machen jetzt in Kellen den ersten Schritt in diese künftige Gemeinsamkeit: Wir feiern zusammen Gottesdienst“, sagt Freuling. Dazu habe man ein differenziertes Programm erarbeitet, beispielsweise der regelmäßige Gottesdienst am Samstagabend in der Kleinen Kirche an der Böllenstege. „Wir arbeiten jetzt eben nicht nur am Bau, sondern auch an der Struktur. Vielleicht werden wir klüger. Lernen unter anderem, dass wir künftig langfristig an diesem Samstagabend in der Böllenstege festhalten, weil er dem Bedürfnis der Menschen entspricht“, sagt Freuling. Vieles ist eben im Fluss.

 Pfarrer Georg Freuling, evangelische Kirchengemeinde Kleve

Pfarrer Georg Freuling, evangelische Kirchengemeinde Kleve

Foto: Markus van Offern (mvo)
 Evangelische Kirche Kellen Jahnstrasse

Evangelische Kirche Kellen Jahnstrasse

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das trifft auch auf das Kirchengebäude in Kellen zu.  Was nach 2020 daraus wird, ist offen. Allerdings steht der Beschluss, die Kirche nicht mehr als Gottesdienstraum zu nutzen, fest. Fest steht zugleich, dass die Kleine Kirche an der Böllenstege weiter genutzt werden wird. Deren Sanierung ist  abgeschlossen. Und sie ist inzwischen nicht nur beliebter Kirchenraum, sondern auch fester Bestandteil des Klever Kulturlebens geworden.

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