Niederrhein Erstmals steht eine Frau für Lemkens Blau
Niederrhein · Gesellschafterin Nicola Lemken (42) gehört seit zwölf Jahren zu den erfolgreichen Alpener Landtechnik-Spezialisten. Sie ist Teil eines modernen, innovativen Familienunternehmens mit großer Tradition.
Ein besseres Unternehmen als den Landtechnik-Hersteller Lemken könnte sich die Gemeinde Alpen gar nicht wünschen. Lemken hat eine lange Tradition (1780 gegründet, seit 1936 in Alpen), ist ein Familienunternehmen in siebter Generation, ist weltweit tätig, steht für Innovation und Qualität und bewegt sich seit Jahren auf einem andauernden Erfolgskurs, was ein paar Zahlen belegen: 2012 erreichten die Alpener den Rekordumsatz von 340 Millionen Euro und haben mit rund 1100 Beschäftigten mehr Mitarbeiter als je zuvor. Ein Trend, der sich in der ersten Jahreshälfte 2013 fortsetzte.
"Wir produzieren und verkaufen derzeit über Plan und sind sehr gut ausgelastet", sagt Gesellschafterin Nicola Lemken. "Inzwischen verlassen rund 400 Geräte pro Woche unserer Werksgelände. Etwa 50 Lkw haben wir Tag für Tag in der Warenannahme. 2012 haben wir ca. 15 000 Maschinen verkauft. Das schaffen wir nur, weil wir hoch qualifizierte und sehr motivierte Mitarbeiter haben." Mitarbeiter, die auch enorm treu sind: Die Betriebszugehörigkeit liegt bei Lemken im Schnitt bei über 20 Jahren.
Lemken produziert nach wie vor überwiegend Pflüge, gefragt sind aber auch Grubber, Sämaschinen, Saatbettkombinationen und seit einigen Jahren auch Feldspritzen. Die Hausfarbe: kräftiges Himmelblau.
Nicola Lemken ist seit zwölf Jahren im Unternehmen. Dass es dazu kommen würde, sei ihr nicht in die Wiege gelegt worden, sagt die 42-Jährige: "Meine Eltern haben mich meinen eigenen Weg gehen lassen." So habe sie zunächst eine Lehre bei der Deutschen Bank absolviert und dann Betriebswirtschaft in Münster studiert. Anschließend war sie unter anderem bei Bayer in Leverkusen beschäftigt.
"Irgendwann rief mich mein Vater an und fragte, ob ich eine Aufgabe im Unternehmen übernehmen möchte. Und ich sagte zu", so Nicola Lemken. Vater Viktor Lemken (74) vertraute ihr die Planung des neuen, 2004 realisierten Verwaltungsgebäudes an der Weseler Straße an. "Das war der perfekte Einstieg für mich", erinnert sich die verheiratete Mutter einer sechsjährigen Tochter und eines dreijährigen Sohnes. "Ich hatte eine losgelöste Aufgabe, musste aber eigene Budgets gegenüber der Geschäftsführung verantworten." Inzwischen ist sie bestens mit den Abläufen vertraut, kümmert sich auch um Öffentlichkeitsarbeit und ist in die Geschäftsführung eingebunden.
Auf die Frage, was sie an Lemken fasziniere, sagt sie: "Wir sind ein Familienunternehmen mit langer Tradition und haben Mitarbeiter, die mit viel Spaß und Engagement arbeiten. Das schafft Verantwortung. Ich möchte diesen Menschen etwas zurückgeben." Die Wertschätzung für die Mitarbeiter und die Tatsache, dass es bei Lemken nicht nur um Geld und Maschinen gehe, mache das Unternehmen aus. Der große Unterschied zu nicht Inhaber geführten Betrieben? "Bei uns fallen schnelle Entscheidungen, die Wege sind kurz, der Kontakt zu den Kunden ist gut."
Und dass sich im Unternehmen Technik und Innovation mit Landwirtschaft verbinden, mache die Arbeit besonders reizvoll und "hat etwas Sinnstiftendes". "Wir sind ja Teil einer Zukunftsbranche", unterstreicht Nicola Lemken. Dass sie die erste weibliche Gesellschafterin in der 233 Jahre währenden Firmengeschichte ist, sieht sie ganz entspannt: "Ich habe immer in einer Männerwelt gelebt. Ich kenne das, so lange ich lebe."