Kleverland Erkältungswelle bricht über Kleverland hinweg

Kleverland · Lange Schlangen in den Wartezimmern der Hausärzte, ausgedünnte Klassenzimmer in den Schulen. Das Deutsche Rotes Kreuz klagt wegen Spenderausfällen über Unterversorgung mit Blutkonserven.

 Wen eine Erkältung erwischt hat, dem rät der Klever Hausarzt Michael Pelzer vor allem: ruhen und viel trinken.

Wen eine Erkältung erwischt hat, dem rät der Klever Hausarzt Michael Pelzer vor allem: ruhen und viel trinken.

Foto: Andreas Endermann

Es hustet und schnupft in der Hausarzt-Praxis von Michael Pelzer in Rindern. "Die Wartezimmer sind voll, die Leute stehen Schlange. Wir haben es mit einer kleinen Epidemie zu tun", sagt der Mediziner. "Vor Karneval hatten wir bereits die ersten Fälle. Jetzt geht es so richtig los", sagt Pelzer. Zum einen schwappt eine Erkältungswelle über das Kleverland. Zum anderen landen aber auch immer mehr Fälle von ausgewachsener Grippe in den Arztpraxen. "Dabei haben wir es zu 90 Prozent mit dem Influenzavirus H3N2 zu tun", sagt der Arzt. Der Aufruf zum Impfen ist bei vielen Menschen ungehört geblieben, nun gibt es die Quittung.

Die ist auch deutlich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) zu spüren, wie Sprecher Friedrich-Ernst Düppe vom Blutspendedienst West sagt. Am Niederrhein habe man momentan Blutkonserven-Vorräte für 2,4 Werktage. Bei der häufigsten Blutgruppe A-Positiv und der universellen Blutgruppe 0-Negativ sind es sogar nur 1,3 Tage. "In manchen Gebieten hatten wir bis zu 26,5 Prozent weniger Blutspender als erwartet", sagt Düppe. Denn nicht nur wer akut erkrankt ist, fällt als Blutspender aus. Schon bei grippeähnlichen Symptomen (Schnupfen, Erkältung, Gliederschmerzen, Fieber) darf kein Blut mehr gespendet werden. "Wenn jemand richtig krank wird, muss er vier Wochen bis zum nächsten Spendetermin warten. Wenn er Antibiotika genommen hat, sogar noch zwei Wochen länger", sagt der DRK-Sprecher. Normalerweise habe man Blutvorräte für drei bis fünf Werktage - nur dann ist man auch für größere Einsätze, etwa bei schweren Unfällen gerüstet.

Auch in den Klever Schulen sind die Krankheitsausfälle deutlich zu spüren. "Für Montag waren bei uns 45 Kinder krank gemeldet", sagt Schulleiter Claus Hösen vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Das sei noch vergleichbar mit ähnlichen Krankheitswellen. "Wir haben in den Schulen immer wieder mit Grippe und Erkältungen zu kämpfen. Im Moment halten sich die Kollegen aber noch tapfer", sagt Hösen.

Hart trifft die Krankheitswelle die Pflegedienste. "Vor etwa zwei Wochen hat es mit den Ausfällen bei uns angefangen", sagt Norbert Janssen vom Pflegedienst Gabriele Janssen. Manche der Mitarbeiter würden mittlerweile mit Mundschutz arbeiten, um sich nicht anzustecken. "Wir können uns auf keinen Fall erlauben, erkrankte Mitarbeiter zu unseren Kunden zu schicken. Die meisten von ihnen haben durch ihr Alter und Krankheiten ja ohnehin schon ein geschwächtes Immunsystem", sagt Norbert Janssen. Daher melden sich die Mitarbeiter schon bei den ersten Grippe-Symptomen krank. "Man habe zwar in jedem Jahr mit Ausfallzeiten zu kämpfen. "Dieses Mal hat es uns aber härter erwischt als noch im vergangenen Jahr", sagt Janssen.

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Foto: Tanja Walter

Das bestätigt Hausarzt Michael Pelzer in Rindern. "Im letzten Jahr hatten wir nicht so viele Fälle", sagt der Arzt. Wen es erwischt hat, dem empfiehlt der Arzt vor allem, Ruhe zu halten und viel zu trinken. Wer noch verschont geblieben ist, sollte Menschenansammlungen so gut es geht vermeiden und viel Obst und Gemüse in den Ernährungsplan aufnehmen. "Das ist manchmal leichter gesagt als getan. Schließlich sind vor allem der Arbeitsplatz und das Einkaufen die größten Multiplikatoren. Gefühlt hustet momentan ja jeder", sagt Michael Pelzer. Regelmäßiges Händewaschen und -desinfizieren ist da noch häufiger als sonst das Gebot der Stunde.

Perspektivisch gesehen sei das Kleverland noch nicht über den Berg. "Wir erwarten, dass der Höhepunkt erst in den kommenden drei Wochen erreicht ist", sagt der Arzt.

(lukra)
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