Kleve/Kalkar Erdbeer-Ernte im Kleverland startet durch

Kleve/Kalkar · Bislang waren die süßen Früchte noch Mangelware. Lediglich unter Folien-Tunneln reiften die Beeren. Nun hat auch die Ernte im Freiland begonnen. Wie der Ertrag in diesem Jahr sein wird, wie sich die Preise entwickeln, ist nicht absehbar.

 In den großen Folien-Tunneln, die Treibhäusern ähneln, reifen die Früchte besonders früh.

In den großen Folien-Tunneln, die Treibhäusern ähneln, reifen die Früchte besonders früh.

Foto: Klaus-Dieter Stade

"Die Freiland-Ernte beginnt in wenigen Tagen - kommt zu uns." Diesen Inhalt hatte eine Benachrichtigung, die Franz Josef Arntz (55) aus Kleve-Warbeyen kürzlich an etwa 100 Erntehelfer aus Polen und Rumänien verschickt hat, die seit einigen Jahren vor allem im Mai und Juni auf 23 Hektar Erdbeerfeldern des 55-Jährigen die Früchte pflücken. Schon seit etwa vier Wochen sind erste Beeren auf circa einem Hektar unter Folien-Tunneln reif und werden gepflückt. Der Ernte-Startschuss für die acht bis neun Hektar, auf denen die Pflanzen "nur" durch Folie sowie Flies geschützt und so zur früher Reife gebracht werden, ist Mitte dieser Woche gefallen. Etwa 60 der rund 100 Saisonarbeitskräfte sind bereits in Warbeyen eingetroffen.

Mit seinen Erntehelfern aus Osteuropa hat Franz Josef Arntz gute Erfahrungen gemacht. Viele von ihnen hat er persönlich vor fünf Jahren während eines Aufenthaltes in den Karparten angeworben. Seither kommen die Saisonarbeiter Jahr für Jahr an den Niederrhein. Sie wohnen in umgebauten Hofgebäuden und in Container-Wohnanlagen. Verpflegt werden die Polen und Rumänen von einem Caterer aus Emmerich, der jeden Tag die Mahlzeiten auf den Hof bringt. Die Gerichte essen auch Franz Josef Arntz und seine Frau. "In den Wochen der Erdbeer-Ernte bleibt unsere Küche kalt - es ist keine Zeit zum Kochen", meint der 55-Jährige.

Gemäß Tarif bekommen die Saisonarbeiter derzeit sieben Euro pro Stunde. Wenn die Ernte richtig angelaufen ist, stellt Franz Josef Arntz auf ein Prämienlohnsystem um, das Leistung belohnt. "Elf bis zwölf Euro sind dann pro Stunde drin", meint der Obst-Anbauer. Dass 2015 oder erst 2017 der 8,50-Euro-Mindestlohn gezahlt werden muss, bereitet Franz Josef Arntz schon "etwas Kopfschmerzen". Zwar verdienten die meisten seiner Arbeiter bereits jetzt erheblich mehr. Doch wenn alle mindestens 8,50 Euro bekommen, "wollen meine guten Leute vielleicht auch entsprechend mehr", meint der 55-Jährige. Und dann werde es "schwieriger".

Diese Befürchtung hegt auch Peter Muß vom Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Wenn der 8,50-Euro-Mindestlohn bezahlt werden muss, werde dies eine Reihe von Betrieben in ihrer Existenz gefährden. "Das wären etwa 20 Prozent mehr als derzeit. Ob der Handel diese Steigerung mitgeht, bleibt fraglich - zumal in Polen beispielsweise nur 2,30 Euro gezahlt werden", fürchtet Peter Muß. Vor allem Erdbeer-Anbauer, die nur einen geringen Teil ihrer Ernte selbst vermarkten, seien gefährdet.

Franz Josef Arntz verkauft immer hin etwa 50 Prozent seiner Erdbeeren "selbst". Der 55-Jährige hat inzwischen rund 25 Verkaufsstände, die im Nordkreis, aber auch im Raum Wesel, Moers und Duisburg an viel befahrenen Straßen stehen. Wie viel der Warbeyener mit seinen Produkten verdienen kann, lässt sich kaum vorhersagen. Derzeit sind Erdbeeren noch Mangelware und kosten 2,90 Euro pro Pfund. In der Hochsaison fällt der Pfund-Preis erfahrungsgemäß auf etwa zwei Euro. Verkauft Franz Josef Arntz an den Einzelhandel oder Supermärkte, kassiert er aber weniger.

Ungewiss ist auch, ob 2014 ein gutes Erdbeer-Jahr wird. Der milde Winter und das warme Frühjahr hätten den Pflanzen gut getan, sagen die Experten. Aber das Risiko von Hagelschäden und Fäulnis aufgrund von großer Feuchte bleibe bestehen. Was Versicherungen, die es für Hagelschäden gebe, bezahlen würden, ist nach Meinung von Franz Josef Arntz jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Sein Rezept gegen das Risiko, fast ausschließlich auf die Erdbeere zu setzen: In guten Jahren Rücklagen bilden, damit man schlechte - wie es die beiden vergangenen waren - ausgleichen kann.

Annette Raadts in Kalkar-Wissel hat eine andere "Risiko-Versicherung". Die 45-Jährige baut "nur" auf zwei Hektar Erdbeeren an. "Das ist mein zweites Standbein", sagt sie. Hauptsächlich setzt sie auf Äpfel - 20 000 Bäume stehen auf ihrer Plantage. Dazu kommen 1000 Birnbäume. Aber zum einen gehören Erdbeeren seit vielen Jahren zu ihrem Angebot, zum anderen macht ihr der Anbau der (hoffentlich) süßen Früchte "Spaß" und nicht zuletzt ist er eine Absicherung - wenn die Apfelernte mal schlecht ausfällt.

(RP)
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